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Gibraltar: Die Affen sind los

Leinen Los nach 7 Wochn in Almerimar
“Leinen Los” nach 7 Wochen in Almerimar

25.11.22 – 16.12.22

Nach sieben Wochen in Almerimar hatten wir am 25.11. alle vorgenommen Arbeiten am Boot abgeschlossen und ein gutes Wetterfenster für einen Törn nach Gibraltar. Die Überfahrt hielt ein paar erste Male für uns bereit. Unsere neue Windsteueranlage und die neuen Segel hatten ihren ersten richtigen Einsatz, zudem bestand die Crew zum ersten Mal nur aus Elias und Jan Moritz. Jan verbrachte nämlich ein paar Tage mit seiner Familie und stieß erst in Gibraltar wieder dazu.

Wir legten kurz vor Mitternacht aus Almerimar ab, da wir so laut Prognose bereits den Beginn des Wetterfensters nutzen und möglichst viel Strecke unter Segeln zurücklegen können sollten. Um aus der Windabdeckung des Landes wegzukommen mussten wir die ersten zwei Stunden unter Motor fahren bis der Wind zunahm. Da wir nur zu zweit waren, passten wir unser Schichtsystem so an, dass jeder einmal drei und einmal vier Stunden Wache hatte. Zunächst begann Jan Moritz mit seiner Schicht. Als wir den Hafen gerade verlassen hatten und Elias sich zu seiner ersten Ruhephasen schlafen gelegt hatte, tauchte ein Segelboot unserer Größe mit deutscher MMSI, einer Art Rufnummer, auf dem AIS auf. Etwas aus der Langeweile heraus, die in der Motorfahrt unter Autopilot entstand, funkte Jan Moritz also mitten in der Nacht auf dem Mittelmeer die Niente Scuse an. Bei einem netten Plausch über unsere jeweiligen Reisepläne und Crewmitglieder, stellte sich heraus, dass wir die gemeinsamen Ziele Gibraltar und anschließend die Kanaren haben. Für den derzeitigen Zeitpunkt auf See war aber viel interessanter, welche Route uns am besten und schnellsten unter Segeln nach Gibraltar führt. Wir tauschten uns also auch darüber aus.

Gegen 1:30 Uhr kam endlich Wind auf. Wir setzten also die Segel und fuhren langsam und gemütlich durch die erste Nacht. Leider war der Wind recht schwach, sodass wir ohne Spinnaker nicht genau vor dem Wind segeln konnten. So mussten wir vom perfekten Kurs abweichen und vor dem Wind kreuzen. Laut der Wettervorhersage sollte weiter südlich besserer Wind wehen, sodass wir uns entschieden, lieber einen großen Schlag statt vielen kleinen zu machen. Unterstützt wurde diese Entscheidung auch durch die Informationen der Niente Scuse. Die Niente Scuse war uns nämlich einige Meilen voraus und belieferte uns mit live Wetterdaten über 18 Knoten Wind weiter südlich.

Unsere Route
Unsere Route

Die Windsteueranlage steuerte uns zuverlässig durch den Tag, immer mit sehr südlichem Kurs. Marokko kam näher und näher bis in der zweiten Nacht endlich die Halse für den direkten Kurs nach Gibraltar anstand. Etwas später, noch in völliger Dunkelheit mit nur wenigen Lichtern Marokkos am Horizont, schwammen plötzlich einige Delfine neben uns her. Durch das Meeresleuchten zogen sie einen meterlangen Schweif hinter sich her und erzeugten einen wirklich magischen Anblick.

Gegen Mittag des nächsten Tages wurde der Wind immer schwächer. Da der starke Gegenwind bereits in der Nacht kommen sollte, mussten wir die restlichen Meilen unter Motor fahren. Genau rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichten wir die Straße von Gibraltar. Wir konnten beobachten, wie sich die Sonne langsam zwischen Afrika und Europa auf das Meer zubewegte und schließlich unterging. Das war ein besonderer Moment, gerade weil uns für einen Augenblick Delphine begleiteten. In der Bucht von Gibraltar mussten wir noch um einige ankernde Frachtschiffe Slalom fahren, bis wir endlich vor dem Hafen von La Linea, das noch auf der spanischen Seite liegt, unseren Anker werfen konnten. Dort stieß am nächsten Tag auch Jan wieder zu uns.

Sonnenuntergang vor der Straße von Gibraltar
Sonnenuntergang vor der Straße von Gibraltar
Jan Moritz genießt den Sonnenuntergang auf Deck
Jan Moritz genießt den Sonnenuntergang auf Deck

La Linea sollte eigentlich nur ein kurzer Zwischenstopp werden, um ein gutes Wetterfenster für die Straße von Gibraltar und die große Überfahrt zu den Kanaren abzuwarten. Aus dem Zwischenstopp wurden dann doch drei Wochen, bis sich ein akzeptables Wetterfenster gebildet hatte. In diesem Jahr zog ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen sehr weit südlich über den Atlantik. Diese ungewöhnliche Wetterlage brachte durchgehend starken Wind direkt von Vorne, sodass wir keine Chance für die Weiterfahrt gehabt hätten. 

Die Zeit in Gibraltar und Umland war dafür sehr abwechslungsreich. Während wir uns am ersten Tag noch La Linea anschauten, besichtigten wir in den darauffolgenden Tagen Gibraltar. Um in die Stadt zu gelangen mussten wir jedes Mal durch die glücklicherwiese unkomplizierte Grenzkontrolle und anschließend über die Landebahn des Flughafens gehen. Gelegentlich schlossen sich davor auch die Schranken und wir konnten Start oder Landung der Flugzeuge beobachten, während duzende Autos und Fußgänger mit uns warteten, dass die Straße wieder geöffnet wird.

Landebahn von Gibraltar mit der Straße und Grenzübergang

In den ersten Tagen hatten wir glücklicherweise noch wunderbares Wetter mit viel Sonne und guter Sicht, was sich leider bald ändern sollte. Die Zeit in dem britischen Überseegebiet war sehr interessant, die Straßen, Gebäude und Geschäfte und sogar Mülleimer waren typisch britisch, während man im Hintergrund Palmen und das Meer sehen konnte. Das Highlight an der Stadt war jedoch der Affenfelsen. Dies ist der einzige Ort in Europa, an dem noch Affen in freier Wildbahn leben. Gepaart mit einem super Ausblick auf die Stadt, die Meerenge und Marokko, wurde es zu einem außergewöhnlichen Erlebnis, diesen zu besteigen. In der zweiten Woche unseres Gibraltar-Aufenthaltes starteten wir mit weiteren Freunden morgens um 6:00 Uhr den Aufstieg auf den Affenfelsen und konnten den Sonnenaufgang von ganz oben genießen.

Frei lebender Affe auf dem Fels von Gibraltar
Frei lebender Affe auf dem Fels von Gibraltar
 auf dem Fels von Gibraltar
Aussicht auf Marokko

Die erste Woche lagen wir noch sehr glücklich vor Anker, doch nach und nach bekamen wir mit, dass die Dingis unserer Ankernachbarn geklaut wurden. Die anderen Boote wechselten somit notwendigerweise in die Marina, weshalb wir zwischendurch das einzige Boot vor Anker waren. Doch mittlerweile hatten wir auch ein sehr schlechtes Gefühl dabei, unser Beiboot alleine zurückzulassen. Da es jedoch auch keine befriediegende Lösung war, immer Einen beim Boot zurückzulassen, entschieden wir uns auch in eine Marina zu gehen. Nachdem wir die Preise verglichen hatten, machten wir jedoch in dem lokalen Segelclub fest, statt in die große, teurere Marina zu gehen. Der Segelclub war sehr leer, da im Dezember nicht viele Einheimische mit dem Boot unterwegs sind und neben uns nur zwei weitere Langfahrtsegler eincheckten. Unsere Bekanntschaften aus Almerimar lagen dagegen alle in der anderen Marina.

Aus unserer Sicht war die lokale “Boat-Hitchhiker”-Community das Beste in unserer Zeit in La Linea. In La Linea und Gibraltar versuchen viele Reisende ein Boot für die Überfahrt in die Karibik zu finden und die meisten sind bei der Suche sogar erfolgreich. Auf längeren Überfahrten sind weitere helfende Hände, insbesondere für die Nachtschichten, oft willkommen. Mit den Hitchhikern verbrachten wir zahlreiche Abende in deren Camp, dem “Dschungel”, und als das Wetter schlechter wurde, verbrachten wir gemeinsam wiederum viel Zeit bei uns an Bord und .stellten Schlafplätze zur Verfügung. Unser Teekonsum stieg in der Zeit stark an, ob es der britische Einfluss oder einfach nur das schlechte Wetter war, können wir nicht genau einschätzen. Leider prasselte nämlich tagelang strömender Regen auf unser Deck nieder und überall in Hafen und Stadt sah man die Segler mit ihrem Ölzeug durch die Gegend laufen. Bis zu unserer Abreise gab es kaum noch Tage mit schönem Wetter, typisch britisch halt.

Überblick über die Bucht von Gibraltar
Überblick über die Bucht von Gibraltar

Einige Ausflüge unternahmen wir natürlich trotzdem. Elias besuchte eine Freundin in Cádiz und Jan Moritz nutzte die Chance und schloss sich an, um sich die Stadt anzuschauen. Der coolste Ausflug führte uns jedoch nach Algeciras. Wir wollten mit 5 weiteren Freunden, die wir in La Linea kennengelernt hatten, eine Wanderung auf der anderen Seite der Bucht von Gibraltar unternehmen und da wir ein Boot haben, konnten wir uns glücklicherweise den Bus sparen. So trafen wir uns früh morgens zum Frühstück auf der Amelija. Danach segelten wir los. Der Weg war kurz, aber dennoch spektakulär, da wir zwischen den riesigen Tankern und Frachtschiffen und bis zu 30 Knoten Wind zum Ziel kreuzen mussten. Einige Delfinsichtungen machten den Weg noch bedeutend ereignisreicher. Auf der anderen Seite der Bucht angekommen liefen wir direkt los in die Berge, bis wir spät abends erschöpft und mit vollkommen matschigen Schuhen wieder zurück kamen. Anschließend machten wir uns noch einen großartigen Abend mit gutem Essen und schafften es sogar, dass alle an Bord einen Schlafplatz unter Deck finden konnten. Am darauffolgenden Tag ging es dann auch schon wieder zurück nach La Linea. Bei bis zu 30 Knoten Raumwind, war der Rückweg jedoch erheblich schneller geschafft.

Kathedrale von Cadiz
Kathedrale von Cadiz
Gruppenbild beim Ausflug nach Algeciras
Gruppenbild beim Ausflug nach Algeciras

Zum Ende der dritten Woche in Gibraltar bildete sich langsam ein akzeptables Wetterfenster. Ab dem 17.12. entstand ein kleines Hochdruckgebiet auf dem Atlantik, das uns zumindest ein paar Tage Raumwind ermöglichen würde. Es wurde dennoch viel Flaute vorhergesagt, weshalb wir uns noch unsicher waren, ob wir weiter warten oder die Chance nutzen möchten. Ob in nächster Zeit ein besseres Fenster kommen würde, war auch ungewiss. Den Abend vorher trafen wir uns mit vielen weiteren Skippern, die zu den Kanaren wollten und besprachen den Törn. Danach entschlossen uns wir abends um 23 Uhr doch dazu, die Überfahrt am nächsten Mittag zu starten. Die anderen Boote wollten ebenfalls zur selben Zeit starten, wir waren also eine kleine Regatta. Einige Vorbereitungen mussten wir jedoch noch treffen, das Satellitentelefon musste eingerichtet und aktiviert werden, wir wollten noch Wäsche waschen und für die Überfahrt einkaufen. Unsere Wassertanks mussten gefüllt werden und den steuerfreien Diesel aus Gibraltar nahmen wir natürlich auch noch mit. Eigentlich wollten wir auch noch weitere Dieselkanister kaufen, doch leider waren diese überall ausverkauft, sodass wir planten in Marokko nachzutanken. Des Weiteren entschieden wir uns noch dazu, ein weiteres Crewmitglied mitzunehmen. Katja, eine Boothichhikerin, die wir gemeinsam mit vielen anderen Hitchhikern in La Linea kennengelernt hatten und die bereits eine Woche auf der Amelija gelebt hatte, war herzlich willkommen für die Überfahrt nach Lanzarote.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Saeko

    Gut dass ihr das kleine Hoch genutzt und aus Gibraltar noch weggekommen seid. Auch wenn nicht alles geklappt hat, z.B. mit dem Kanister: Ihr habt so viel gemeistert und könnt stolz auf euch sein. Mit etwas Fantasie und Impro findet ihr immer eine Lösung und am Ende wird alles gut. With a little help from your friends.

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