08.06.23 – 19.06.23
Südlich der Grenadinen liegt Grenada mit der dazugehörigen Insel Carriacou. Unserer Route nach Süden folgend gingen wir am 8.6. bei Carriacou vor Anker. Die Überfahrt von Union Island war mit 11 Seemeilen sehr kurz, aber angenehm. In Carriacou verließen Saeko und Markus uns, denn die beiden wollten am nächsten Tag mit der Fähre weiter zu Grenadas Hauptinsel. Am Abend der Ankunft war es schon zu spät zum Einklarieren, weshalb wir am nächsten Vormittag zu den Behörden gingen. Die gesamte Prozedur bzw. eher das Warten bis wir an der Reihe waren, zog sich ewig. Unsere Gäste wurden schon etwas nervös, denn um 14 Uhr wollten sie die Fähre erwischen, mussten aber vorher noch mit uns offiziell in das Land einreisen. Zum Glück war der Papierkram dann gerade rechtzeitig fertig und wir verabschiedeten die beiden an der Fähre.
Seit langer Zeit waren wir nun wieder zu dritt und sahen uns noch etwas den kleinen Ort und die Boote auf dem Trockendock an. Dabei entdeckten wir das Wrack der Amelia, wichtig ohne „J“, in den Mangroven. Diese Amelia war jedoch eine alte Fähre, die vor vielen Jahren hier zurückgelassen wurde und nun zerfällt. Jan und Elias beschlossen das Wrack auch von innen zu erkunden. Um auf das Boot zu kommen, mussten wir erst durch hüfttiefes Wasser waten. Elias kletterte dann an einem Seil hoch und gab von oben eine Leiter runter, an der Jan sehr einfach hochklettern konnte. Während Jan und Elias die Fähre erforschten, wartete Jan Moritz am Steg auf seinen Einsatz mit seiner Drohne. Dabei entstanden ein paar coole Bilder. Jedoch fiel uns bei den unteren Räumen auf, dass wir keine Lampe mitgenommen hatten und Elias Handy konnte auch nicht genug Licht spenden. So entschieden wir uns umzudrehen und am nächsten Tag mit Stirnlampen wiederzukommen. Der Plan wurde am nächsten Tag auch von Elias und Jan in die Tat umgesetzt. Neben der Amelia-Fähre kamen wir auch auf das Nachbarboot, ein alter Katamaran, der auch als Fähre genutzt wurde.
Am Nachmittag werkelten wir noch kurz an unserer Amelija herum, die zum Glück weniger Arbeit erforderte als es die andere Amelia tun würde. Unterbrochen wurden wir von einer heldenhaften Rettungsaktion. Als wir kurz aus dem Fenster schauten, sahen wir ein Dinghy an uns vorbei aufs offene Meer hinaustreiben. Es wurde vermutlich nicht richtig festgemacht. Unser Dinghy war nicht einsatzbereit, also sprang Jan hinterher und versuchte das Dinghy zu erreichen. Er holte auch viel Strecke auf, doch beim letzten Katamaran in der Ankerbucht begann sich etwas zu regen und dessen Crew konnte das Dinghy mit einem Bootshaken festhalten. Erst dachte die Crew des Katamarans, dass Jan der Besitzer des Dinghys sei, doch nachdem die Situation geklärt wurde und eine Telefonnummer am Dinghy gefunden wurde, konnte Jan wieder zurückschwimmen.
Abends gab es dann Rumpunsch (Rum mit Fruchtsaft) zum Sundowner (Sonnenuntergang) mit unseren Freunden von der SY Pfadfinder, die wir auf den Kanaren kennengelernt hatten. Mit den beiden wollten wir eigentlich gemeinsam nach Trinidad segeln, doch leider scheuerte ihnen eines Nachts die Leine an der Boje durch und sie liefen auf ein Riff. Zum Glück wurde “nur” das Ruder und die Schraube beschädigt und der Rumpf kam glimpflich davon. Während der Reparaturen saßen sie dennoch in Carriacou fest, wo wir sie auch unbedingt besuchen wollten.
Jan Moritz und Elias verbrachten den letzten Nachmittag am Paradise Beach, diesmal aber vom Landweg kommend und nicht mit Amelija. Dort gibt es auch eine Bar, die bekannt dafür ist, dass sich Segler auf bunt bemalten Holzschildern verewigen. Leider ist das Bemalen nur mittwochs möglich, doch bis dahin wollten wir nicht noch auf Carriacou bleiben.
Nach zwei Nächten in Tyrell Bay segelten wir weiter Richtung Süden nach Ronde Island. Ronde Island ist eine kleine, unbewohnte Insel zwischen Carriacou und Grenada. Uns wurde bewusst, dass dies vermutlich unsere letzte einsame Ankerbucht mit schönem Wasser zum Schwimmen sein würde. Sowohl auf Grenada, als auch auf Trinidad wollten wir nur sehr gut besuchte Buchten ansteuern. Wir genossen das Baden noch einmal mehr und machten am langen Strand abends ein Lagerfeuer mit der SY Avalon.
Doch so schön es auch war, blieben wir dort nur eine Nacht und setzten nach einem entspannten Vormittag auch schon wieder die Segel mit Kurs auf Prickly Bay, Grenada. Es war ein richtig schöner Törn und wir segelten eine Zeit lang über 8 kn mit vollem Tuch. Jan Moritz machte sogar ein paar Drohnenaufnahmen von Amelija in Fahrt. Doch nicht der ganze Törn war gelungen, denn die letzten 3 sm, hinter dem Kap von Point Salines, hatten wir Gegenwind und eine starke Gegenströmung. Wir entschieden uns den Motor zu nutzen, um noch im Hellen anzukommen, doch schon nach kurzer Zeit fiel uns auf, dass der Motor sehr warm wurde. Nach kurzer Fehlersuche entschieden wir uns einfach mit wenig Gas und offener Motorraumklappe zum Ankerplatz zu düsen und uns dem Problem in Prickly Bay zu widmen. So ging es auch ganz gut weiter, der Nachteil an der offenen Motorraumklappe war nur, dass es laut war, wirklich sehr laut. Jan Moritz und Elias versteckten sich ganz vorne am Bug, während Jan mutig am Steuer die Stellung hielt.
In Prickly Bay kamen wir kurz vor Sonnenuntergang an, so dass wir uns doch noch einmal mit Elias Eltern, Jens von der SY Dilly Dally und Basak und Ömer von der SY Instanbul in einer Bar treffen konnten.
Bevor wir uns den Motor anschauten, wollten wir uns zuerst noch das Land anschauen. Somit fuhren wir am darauffolgenden Tag zur Hauptstadt Grenadas, St. George. Die Besichtigung der Stadt hat uns gut gefallen. Es gab schöne, kleine Gassen, einen spannenden, kleinen Hafen und von einem Hügel aus eine schöne Aussicht. Unser Ausflug begann allerdings mit einem starken, tropischen Regenschauer und auch am Ende ergosss sich noch einmal der gesamte Himmel über uns. Jetzt, da die Hurricane-Season beginnt, werden diese Schauer immer heftiger und häufiger.
Einen Tag später begaben sich Elias und Jan Moritz auf die Suche nach Wasserfällen. Mit dem Bus fuhren wir zu den Seven Sisters Wasserfällen und badeten nach einem kurzen Fußmarsch in dem Pool der Fälle. Von dort aus wanderten wir an einem Kratersee vorbei bis auf einen kleinen Berg. Dort trennten sich unsere Wege. Elias nahm den kleinen Pfad zu weiteren Wasserfällen und Jan Moritz kehrte wieder um. Elias kämpfte sich noch einige Zeit durch Flussbetten und kaum erkennbare Pfade im Dschungel, bis er mit einem einsamen, paradiesischen Wasserfall belohnt wurde.
Erst in den Tagen danach beschäftigten wir uns wieder mit dem Boot. Es gab noch ein paar kleinere ToDos, vor allem mussten wir aber das Kühlproblem des Motors lösen. Glücklicherweise half uns Andi von der Avalon bei der Fehlersuche und nach einer Weile konnten wir das Problem lösen. Der Wärmetauscher beim Getriebe war verstopft, weshalb nicht genug Kühlwasser beim Motor ankam.
Leider ist uns kurz danach unser Herd kaputt gegangen. Wir hatten ein Leck unter dem linken Kochfeld und konnten das Gerät somit nicht mehr sicher nutzen. Er war zuvor schon in schlechtem Zustand und der neue Besitzer plant sowieso einen neuen einzubauen. Doch dass er in der letzten Woche noch kaputt ging, hatten wir nicht gebraucht. Die nächste Zeit mussten wir in schaukeligen Ankerbuchten auf Elias wackeligem Campingkocher kochen. Zwischenzeitlich war Kochen also zwangsläufig Teamarbeit, denn einer musste durchgehend den Topf festhalten, während der andere die sonstigen Aufgaben erledigte. Für die nächste Überfahrt wurde deshalb natürlich vorgekocht.
Bald konnte es eigentlich auch schon weitergehen, doch vorher verbrachten wir noch einige nette Stunden mit unseren Freunden. Am 23.6. kommt der neue Besitzer in Trinidad an und der nächste Törn würde etwas spannender werden. Zwischen Grenada und Trinidad gibt es eine Westströmung von teilweise über zwei Knoten, und zudem sind auf dem direkten Weg einige Ölplattformen. Piraten gibt es auch noch. Wir bereiteten uns gut vor, tankten noch einmal Wasser und luden schließlich die Dilly-Dally und Avalon ein letztes Mal ein.