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Nature Island Dominica

05.05. – 20.05.23

So wie es auf Antigua heißt, es gäbe 365 Strände, also ein Strand für jeden Tag im Jahr, so gibt es auf Dominica 365 Flüsse. Wir hatten uns zwar nicht vorgenommen, jeden Fluss und Wasserfall auf Dominica zu sehen, doch für die zwei Wochen auf Dominica planten wir viel Zeit in der Natur zu verbringen.

Somit starteten wir drei Amelijaner mit unserem Gast Lukas am 5.5. von Marie-Galante die Überfahrt nach Dominica. Mit 25 nautischen Meilen, war die Strecke ein schöner Tagestörn, sodass wir abends noch unseren ersten Landgang durch Portsmouth machen konnten. Portsmouth im Norden Dominicas war die ehemalige Hauptstadt der Insel, bis die ehemaligen britischen Kolonialherren aufgrund der vielen Moskitos den südlicheren Ort Roseau als Hauptstadt auswählten. In Portsmouth hatten wir eine schöne, sichere Ankerbucht, von der wir einige Ausflüge unternehmen konnten.

 

Da sich das Einklarieren am ersten Tag länger zog als erwartet, machten Jan Moritz und Elias statt einer geplanten Wanderung einen Ausflug an die Ostküste der Insel und besuchten eine Schokoladenfabrik und eine Stelle, an dem der Fels an der Küste rot gefärbt war und ein wilder Strand zum Baden einlud.

Sobald wir das erste Mal durch die Straßen liefen, bemerkten wir sofort einen ganz anderen Flair als auf den anderen Inseln. Auf den Straßen und in den Häusern läuft überall laute Musik, oft Reggae, wie man es erwarten würde. Die Menschen sind außerordentlich freundlich und hilfsbereit. Von vielen wurden wir mitten auf der Straße in nette Gespräche verwickelt und einige besonders aufmerksame Menschen halfen uns auch die Orte zu finden, nach denen wir fragten, obwohl sie nur von ein paar Metern weiter die Konversation überhört hatten. Zahlreiche Gesprächs- oder eher Geschäftsversuche starteten aber auch mit der Frage, ob wir Marihuana oder sonstige Drogen kaufen wollten. Wir begannen ein Spiel daraus zu machen, wer am meisten Angebote bekam. Der Gewinner hatte am Ende 14 Punkte.

Das Coolste an Portsmouth war vermutlich die Tour durch den Indian River mit dem Local Gregory. Wir ruderten in einem kleinen Boot den Fluss hoch und Gregory erzählte uns viel über die Flora und Fauna, sowie die Geschichte der Insel. Auch Drehorte für den Film Fluch der Karibik zeigte er uns. Im glatten Wasser des Flusses spiegelten sich die verflochtenen Wurzeln der Bäume und erzeugten ein beeindruckendes Bild vor unserem Bug.

Am letzten Tag in Portsmouth bestieg Elias natürlich noch den höchsten Berg Dominicas. Zuerst führte der Weg noch durch die Dörfer und folgte danach dem Waitukubuli National Trail. Dieser Weitwanderweg führt in 14 Etappen einmal über die gesamte Insel. Waitukubuli ist der Name, den das Volk der Kalinago (Kariben) der Insel gegeben haben und bedeutet in etwa „Groß ist ihr Haupt“ und bezieht sich auf die große Höhe von 1447m, die die Insel aus dem Wasser ragt. Später zweigte der Weg ab, wurde steiler und es war immer mehr klettern involviert. Zuerst ging es nur über einige große Felsblöcke, doch der letzte Kilometer führte durch dichtes Gestrüpp. Die ganze Zeit musste Elias unter Ästen durchkriechen oder auf ihnen entlang klettern, doch obwohl sich die letzten Meter deshalb lange zogen, hatte er viel Spaß.

Nach einigen Tagen im Norden der Insel wollten wir weiter nach Süden segeln. Auf dem halben Weg nach Roseau hielten wir für eine Nacht in Mero. Da dort nur wenig zu sehen war, segelten wir am nächsten Tag weiter bis zur Hauptstadt. Ausnahmsweise machten wir dort an einer Mooringboje fest anstatt unseren Anker zu werfen. Die Bojen wurden uns von befreundeten Seglern ausdrücklich empfohlen, da es vor Roseau sehr schwer ist, einen sicheren Ankerplatz zu finden. Der Grund fällt dort sehr steil ab, sodass der Anker kaum hält oder auch oft rutscht. Und es gibt kaum etwas schlimmeres als von einem Ausflug zurückzukehren, nur um zu sehen, dass das Boot sich treibenderweise alleine auf den Weg nach Panama gemacht hat. An der Boje blieben wir dann ganze sechs Tage und und nutzten die Zeit gut. Gleich am ersten Abend trafen wir zum Sundowner unsere Freunde auf der DILLY DALLY.

Mit den beiden und Cingene, ihrem Hund, machten wir am nächsten Tag einen Ausflug über die Insel. Kevin, ein Einheimischer, fuhr uns zu verschiedenen Wasserfällen und anderen Sehenswürdigkeiten. Zu einem Wasserfall wanderten wir auch ein Stück durch den Dschungel und nahmen als Belohnung ein kühles Bad. Bei “Titou Gorge” konnten wir in eine Schlucht springen und anschließend flussaufwärts bis zu einem Wasserfall schwimmen. So wie viele Orte auf der Insel war auch das ein Drehort für Fluch der Karibik. Mit einem schönen Ausblick über Roseau bei Sonnenuntergang und einer kleinen Tour durch die Straßen der Stadt rundeten wir den gelungenen Tag ab. Für den nächsten Tag machten wir mit Kevin aus, dass er Lukas, Jan Moritz und Elias morgens abholen und zum Ausgangspunkt der Wanderung zum “Boiling Lake” bringen würde.  

Wie vereinbart starteten wir am nächsten Morgen früh die anstrengende Wanderung zum Boiling Lake. Der See ist der zweitgrößte kochende See der Welt und deshalb etwas, was man wirklich nicht verpassen möchte. Nachdem wir durch den Dschungel auf einen kleinen Berg aufgestiegen waren, konnten wir in der Ferne schon den Dampf des Sees sehen. Zu unseren Füßen lag das “Valley of Desolation” (“Tal der Verwüstung”). Der Weg führte im besagten Tal über schwarz sprudelnde Flüsse. Zwischen den weißen und schwefelgelben Steinen steigt überall Qualm auf. Wir folgten dem Verlauf der Flüsse, stiegen später nochmal ein kleines Stück aus dem Tal auf und hatten endlich unter uns unser Ziel im Blick. In den ersten Momenten war der See im Krater nur durch dichten Dampf zu sehen, doch bald fegte eine Windböe den Nebel zur Seite und wir sahen das sprudelnde, kochende Wasser in der Mitte. Nach einer ausgiebigen Pause machten wir uns wieder auf den Rückweg.

Wieder am Ausgangspunkt der Wanderung angekommen entschieden wir uns unsere vom Laufen erschöpften Körper in den heißen Quellen am Trafalgar Wasserfall zu entspannen. Dort stürzt ein gewaltiger Wasserfall herab, an dessen Fuß wir in natürlichen Pools schwimmen konnten und einen fantastischen Blick auf das Tal im Dschungel hatten. Seitlich strömt heißes Wasser aus dem Fels, sodass sich kleine Pools und Wasserfälle mit heißem Wasser bilden. Die roten Felsen, über die das warme Wasser fließt, kontrastieren den grünen Dschungel und das kalte, eisblaue Wasser der großen Pools. Was für ein faszinierender und entspannender Ort!

In den Tagen darauf fuhr Elias jeden Morgen nach Soufriere, einem Ort im Süden der Insel, um dort Freediven zu gehen. Mit wunderbar klarem, bis zu 200 Meter tiefem Wasser direkt bei der Küste ist Dominica einer der besten Spots für das Freitauchen. Dabei taucht man mit einem einzigen Atemzug und tiefster Entspannung an einer Leine in die Tiefe. Am letzten Tag kam die restliche Crew für den Nachmittag auch in den Süden und wir stiegen auf einen Hügel auf einer Landzunge, um den Blick auf die Bucht und die Dörfer zu genießen.

Am 16.5. setzten wir die Segel für die Weiterfahrt. Es ging wieder nach Le Marin (Martinique), denn dort sollte wegen der guten Fluganbindung Lukas ausgesetzt, Elias Eltern aufgenommen und auch noch etwas proviantiert werden. Auf kürzestem Weg sind es nur 60 Seemeilen nach Le Marin, aber da wir das letzte Stück kreuzen mussten, wurden daraus fast 85 Seemeilen. Zudem waren wir immer wieder in Windabdeckung von den Inseln, weshalb wir sogar ab und zu den Motor starteten. Nach fast 24 Stunden kamen wir dann endlich in Le Marin an. Dort verbrachten wir immerhin noch drei Nächte, wodurch wir noch etwas Zeit für kleinere Ausflüge hatten. In der absolut riesigen Ankerbucht konnten wir auch wieder Zeit mit ein paar anderen Seglern verbringen. Wir wollten den Ort auch noch nutzen, um ein paar ToDos an der Amelija abzuarbeiten. Unser Gasfernschalter war ausgefallen und unser kleiner Außenbordmotor machte seit längerem Probleme. Aber das waren alles nur Kleinigkeiten, im Vergleich zu unserem Nachbarboot, dessen Mast einfach umknickte, als dessen Besitzer eines Morgens seine Wanten einstellen wollte. Dies passierte, während wir noch am Frühstücken waren, aber bevor wir die Lage gecheckt hatten, waren schon mehrere Segler von Nachbarbooten vor Ort. So kennen wir die Seglergemeinschaft, es sind alle immer sehr hilfsbereit.

Elias Eltern verbrachten ihren Urlaub in der Karibik und nutzten natürlich die Gelegenheit, um uns zu sehen und mit uns zu segeln. Dabei verbrachten sie einige Tage auf der Amelija, wollten sich aber auch auf den größeren Inseln selber Unterkünfte suchen. Die letzte Nacht in Le Marin waren wir sogar zu sechst an Bord, aber das kennen wir ja schon. 

Der 20. Mai war ein ereignisreicher Tag, denn Jan Moritz hatte Geburtstag. Wie es sich gehört feierten wir auch seinen Geburtstag, diesmal mit einem Kuchen, auf dem Zündkerzen für unseren Dinghy-Motor steckten. Wir verabschiedeten uns noch von Lukas und starteten am Nachmittag nach St. Vincent.

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