28.02.23 – 19.03.23
Unser Törnplan für die Karibik ist das Absegeln der kleinen Antillen. Unsere Startinsel Barbados ist jedoch in der Mitte, weshalb wir erst nach Norden bis Antigua und anschließend nach Süden bis Grenada segeln möchten. Wir sind gespannt, wie unsere Route dann in der Wirklichkeit aussehen wird, aber als nächstes Ziel stand erstmal Martinique an. Von Barbados aus planten wir ungefähr 24 Stunden bis zur Ankunft in Le Marin, Martinique. Wir klarierten am Vortag aus und starteten dann gegen Mittag am 28.2. in Bridgetown. Dank der Passatwinde hatten wir konstanten aber für uns relativ schwachen Ostwind um die 15kn. Das hatte den Vorteil, dass auch die Wellen deutlich humaner waren. Zudem freuten wir uns endlich mal wieder einen angenehmen Halbwindkurs zu fahren und konnten somit volles Tuch setzen, ohne dass ein Segel dem anderen den Wind wegnahm, wie es bei der Atlantiküberquerung auf tiefen Raumwindkursen so oft der Fall gewesen wäre. So hatten wir eine erstaunlicherweise entspannte Fahrt unter Windpilot Arnold mit wenig Welle bei guter Geschwindigkeit. Besonders in der Nacht freuten wir uns, dass wir so ruhig im Sitzsack liegen konnten. Am Himmel funkelten die Sterne und achteraus verschwanden langsam die Lichter von Barbados, während voraus schon St. Lucia und schließlich Martinique im Dunkeln glitzerten. Zum Morgengrauen tauchte Martinique nicht weit entfernt in rosaroten Schlieren auf und schließlich liefen wir vormittags in Le Marin ein.
Martinique gehört zu Frankreich und damit zur EU. Der Fakt macht das Reisen etwas einfacher, denn es funktionieren nicht nur unsere SIM-Karten wieder, sondern auch das Einklarieren funktioniert ganz einfach an einem PC bei der Marina. Am allerwichtigsen bedeutet das aber, dass es frisches, französisches Baguette gibt. Nach dem ganzen weichen Gebäck, das uns bisher als Brot verkauft wurde, sorgte die Aussicht auf Baguette allseits, aber besonders bei Jan Moritz, für große Euphorie.
Die Bucht von Le Marin ist riesig und sehr weitläufig, teils gespickt mit kleinen Riffen, auf die man achten muss, und dennoch quillt sie über vor Booten. Wir ließen uns sagen, dass dort meist ungefähr 2500 Boote liegen. Da Le Marin solch ein Seglerhotspot ist, trafen wir hier viele alte Bekannte gleich beim ersten Landgang am Hafenbüro, an den Toiletten oder einfach im Supermarkt wieder. Neben unserem Atlantik-Boat-Buddy, DILLY-DALLY und der STRAWANZA waren noch viele Hitchhiker, die wir aus Gibraltar, den Kanaren oder Kap Verden kannten vor Ort.
In Le Marin blieben wir dann sogar noch fast zwei Wochen. Der Ort bot eine prima Infrastruktur zum Aufstocken unserer Vorräte und für ein paar einfache Bootsarbeiten. Wir konnten nämlich mit dem Dinghi direkt zum Supermarkt eigenen Steg fahren oder durch die Mangroven zu dem Dock an den Nautic Shop. Kaputt war diesmal zum Glück nichts, dafür wollten wir die Amelija für potentielle Käufer auf Vordermann bringen.
Le Marin war auch ein guter Start für Touren ins Inland, doch während der öffentliche Nahverkehr nicht viel zu bieten hatte, war es umso einfacher per Anhalter zu reisen. Die Martiniquer sind unheimlich nett und man musste selten länger als fünf Minuten warten, bis man mitgenommen wurde. Wir waren teils getrennt und teils zusammen unterwegs und sahen neben schönen Buchten, weißen Stränden auch viel Grün. Meist traf man sich abends wieder auf der Amelija, nur Elias blieb einmal für zwei Tage zum Surfen weg. Am Strand von Tartane an einer Halbinsel im Osten Martiniques brachte der Schwell für diese Tage perfekte Wellen für ausgiebige Surfsessions. Um sich am nächsten Morgen sofort wieder in die Wellen stürzen zu können, verbrachte Elias die Nacht am Strand in der Hängematte.
Mit Jan hatten wir auch das erste Geburtstagskind an Bord, was auch entsprechend gefeiert wurde.
Am 12.3. ging es dann aber doch noch mal weiter. zeitweise waren wir wieder zu viert unterwegs, da uns Jaron, den wir aus Gibraltar und Lanzarote kennen, ein paar Tage begleitete. Ein entspannter Törn führte uns an Le Diamant vorbei, einer vorgelagerten Felsformation, die wir auch schon von Land aus aus dem gleichnamigen Dorf gesehen hatten.
Nachmittags entschieden wir uns kurzfristig, dass wir gerne mal wieder in einer kleinen Bucht mit wenig Nachbarbooten liegen wollten und hielten für die Nacht in Anse Noire. Der Strand bot eine wirklich tolle Kulisse, die unseren Blick über einen langen Steg, schwarzen Strand und direkt in den grünen Dschungel fliegen ließ.
Unterwasser tummelten sich einige Schildkröten im tiefen Blau und fraßen sich am Seegras satt. Neben uns lagen nur vier weitere Segelboote in der Bucht und natürlich Tagestouristen, die abends wieder nach Fort de France zurückkehrten. Am Nachbarstrand kletterte Elias auf die Palmen und ließ einige frische Kokosnüsse auf den hier weißen Sand fallen. Frisch von der Palme ist es zwar etwas Arbeit, sich durch die faserige Ummantelung der Kokosnuss und schließlich durch die harte Schale zum saftigen Kokosfleisch durchzukämpfen, doch umso besser und erfrischender ist dann der Geschmack.
Da wir über so viel Spaß die Zeit schon ganz vergessen hatten und außerdem gerne noch ein Lagerfeuer machen wollten, warfen wir unseren ursprünglichen Plan mittags weiterzufahren wieder über Bord und blieben eine zweite Nacht dort vor Anker. Gesagt, getan, zündeten wir in den Abendstunden das Lagerfeuer am Strand an. Hinter dem züngelnden Feuer verglühte langsam die Sonne im Meer. Mit Stockbrot und natürlich karibischem Rum genossen wir, wie sich langsam die Dunkelheit um uns legte und nur noch das Feuer Licht spendete und uns die Moskitos vom Leib hielt. Über uns thronten drei riesige Palmen und darüber der weite Sternenhimmel.
Nachdem nun schon drei Tage ins Land gestrichen waren, ging es weiter gen Norden nach Fond Bourlet. In dieser Bucht waren wir dann wirklich alleine. Wir wählten die Bucht eigentlich als einen recht zentralen Startpunkt für weitere Ausflüge, doch im Nachhinein wären zwei verschiedene Buchten mit einem Ortswechsel zwischendurch wohl doch sinnvoller gewesen. Direkt am Nachmittag der Ankunft ging es für uns per Anhalter in die Hauptstadt von Martinique, Fort-de-France. Zu viert war es doch nicht so einfach ein Auto zu finden, weshalb wir uns in Zweiergruppen aufteilten. Wir als Segler übertrugen natürlich den Spruch “zwei Boote, eine Regatta” auch auf diese Situation und beide Gruppen waren motiviert, als Erstes in Fort-de-France anzukommen. Da wir am Ende doch alle wieder beim selben Fahrer landeten, wurde es ein Unentschieden.
Nach der Stadt sollte die Natur kommen, die Besteigung des Mont Peleé war der Plan für die nächsten beiden Tage. Mit vollen Rucksäcken und Camping-Equipment verließen wir früh morgens Amelija. Bis zum Anfang des Wanderwegs war es eine recht lange Strecke, doch wir hatten Glück und fanden immer relativ schnell Autos für die Teilstrecken und konnten gegen 11:00 Uhr den Aufstieg beginnen.
Obwohl die Sonne stark am Werk war, kämpften wir uns fleißig den steilen Weg hinauf und freuten uns immer wieder, wenn ein weiterer Hügelkamm bezwungen war, um den frischen Wind zu empfangen und die Aussicht zu genießen. Mit zunehmender Höhe wurde allerdings der Weg immer steiler und die Aussicht immer grauer, da wir von den Wolken umringt wurden. Das Tagesziel, die Spitze des Vulkans Mont Pelée auf 1.397m, wurde letztendlich erreicht und zum Glück riss die Wolkendecke des öfteren auf, um einen fantastischen Blick auf die Insel und das Meer freizugeben. Der Wind schien uns die ganze Zeit loswerden zu wollen und bließ die Wolken mit voller Kraft an uns vorbei, man könnte fast schon meinen durch uns hindurch, da wir hinterher klatschnass waren.
Dem pfeifenden Wind gaben wir letztendlich nach, natürlich nur in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit, und begannen den Abstieg. Auf etwa halber Höhe bogen wir ab und stiegen nicht weiter ab. Stattdessen umrundeten wir den Vulkan halb, um dann auf einem Plateau hoffentlich unsere Zelte in der Nähe einer kleinen Hütte aufstellen zu können.
Als die Sonne langsam unterging und der Nebel uns mehr und mehr Licht und Sicht versperrte, erreichten wir besagte Hütte, die eigentlich nur aus Wänden und Dach bestand. Trotz der fehlenden Tür bot sie guten Schutz vor Wind und Nebel und wir stellten erfeut fest, dass im Inneren genug Platz für zwei Zelte war und wir trotztem noch einen separaten Raum zum Kochen hatten. Einem Plakat entnahmen wir, dass wie an vielen anderen Stellen auf der Insel dieses Gebäude durch die EU finanziert wurde. Nach einer großen Portion Spaghetti ging es dann auch schon in den Schlafsack und für manche auch auf die Isomatte. Andere gaben sich mit dem harten Boden zufrieden.
Die frühe Schlafenszeit fühlte sich zwar etwas ungewöhlich an, doch nach einem langen Tag in der Natur bedeutet Sonnenuntergang auch, dass der Tag wirklich zu Ende ist. Außerdem wollten wir am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang auf einem kleinen Nebengipfel sein und stellten unsere Wecker auf 4:30 Uhr. Nach einer guten Stärkung bestehend aus 1,5 kg Haferschleim mit Erdnussbutter, die unseren zu der frühen Uhrzeit mangelnden Appetit nicht gerade steigerten, starteten wir um 5:30 Uhr. Neben uns hatte noch ein weiterer Wanderer beim Refugio gezeltet. Auch er wollte zum Sonnenaufgang auf der Bergspitze sein, doch leider hörten wir zum Zeitpunkt des Sonnenaufgangs nur alle neun Minuten seinen Wecker.
Wir dagegen standen püntklich auf der Spitze und beobachteten wie sich die Sonne in den schönsten Farben über den Horizont schob.
Die gute Sicht nach Osten bedeutete aber auch, dass wir ungeschützt vor den Wolken waren, die uns auf unserem Abstieg eine Feuchtigkeit fast im Ausmaß einer Dusche bescherten.
Doch zum Glück ging es die nächsten Stunden nur noch bergab. Als sich der Farn am Boden langsam zu größeren Büschen wandelte, wurde auch das Klima wieder trockener und die Regenjacken wurden gegen T-Shirts getauscht. Während der Anfang noch recht steil, matschig und deshalb fordernd war, führte der zweite Teil des Weges durch kräftig grünen Dschungel. Dort kehrte die Feuchtigkeit wieder zurück, diesmal aber nicht gepaart mit Kälte und Wind, sondern mit Hitze und in der stehenden Luft surrenden Moskitos. Zur Mittagsstunde erreichten wir Grand-Rivière, einen kleinen Ort am Meer, an dem sich unsere Wege trennen sollten. Während Elias den Wanderweg an der Küste weiterlaufen wollte, fuhr Jan nach St.Pierre, um sich die ehemalige Hauptstadt Martiniques anzuschauen. Jan Moritz und Jaron besichtigten spontan eine Rum-Destillerie.
Als Erste an Bord der Amelija waren Jan und später auch Elias. Leider hatte der Wind gedreht und der Schwell wurde entsprechend stark. Kurzerhand wurde der Anker gehoben und wir zogen in die ruhige Bucht von Fort-de-France um, wo Jaron und Jan Moritz bereits warteten. Nach zwei weiteren Nächten in der Stadt mussten wir uns dann leider von Jaron verabschieden. Unser nächstes Ziel war Guadeloupe, während er lieber nach Dominica wollte und dafür in St. Pierre ein Boot suchte. Dominica ist eine der spannendsten Inseln der kleinen Antillen, der wir definitiv auch noch Besuch abstatten werden. Doch zunächst hatten wir einen Termin auf Guadeloupe, für den unser Boot blitzblank sein soll.
Die Überfahrt nach Guadeloupe sollte wieder ungefähr 20 Stunden dauern. Unser Plan war es gegen Mittag noch kurz einzukaufen, auszuklarieren und dann zu starten. Leider hatten wir nicht auf die Öffnungszeiten vom Nautikladen, in dem man ausklariert, geachtet. Wir waren zu spät. Der nächste Ort zum Ausklarieren ist eine Bar in St. Pierre. Da St.Pierre sowieso auf dem Weg lag, fuhren wir also los. Auf der kurzen Überfahrt hörten wir von Bekannten in Guadeloupe, dass es dort nur schüttet. Da wir in den Abendstunden sowieso immer weniger Lust verspürten noch in der selben Nacht weiterzusegeln, blieben wir spontan eine weitere Nacht in St. Pierre und konnten so auch dem regnerischen Guadeloupe ausweichen, dachten wir zumindest. Jaron hatte zwar schon einen Zeltplatz in der Nähe von St. Pierre gefunden, kam dann aber natürlich doch noch für eine Nacht an Bord.
Am nächsten Tag klappte das Ausklarieren zum Glück, es wurde noch viel Brot im Ort gekauft, Jaron ein weiteres Mal verabschiedet und noch einmal gebadet, bevor es nach Guadeloupe ging.
Martinique hat uns sehr gefallen und uns auch schon ansatzweise die grünere Seite der Karibik gezeigt. Die Natur hat sehr überzeugt und bot zwischen weißen Sandstrand und kühlem Vulkankrater ein breites Spektrum an Erlebnissen. Während in Barbados eher wenig Segler waren, fanden wir es sehr cool, hier wieder so viele bekannte Gesichter zu sehen. Dem Baguette müssen wir glücklicherweise vorerst nicht Adieu sagen, denn auch Guadeloupe ist ein französisches Übersee-Departement und der Duft von frisch gebackenem Baguette wird uns sicher schon einige Meilen vor der Küste in die Nase steigen.
wow – was für tolle Erlebnisse.