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Bootsbesichtigungstörn auf Guadeloupe

19.03.23 – 02.04.23

Dank der Passatwinde war – wie auch schon der Törn von Barbados nach Martinique – die nächste Etappe nach Guadeloupe sehr angenehm. Wegen der guten Windvorhersage rechneten wir für die knapp 100sm mit etwa 20 Stunden auf See. Somit war eine Nachtfahrt garantiert und wir starteten am Nachmittag des 19.03. im Norden von Martinique, um nicht schon vor Sonnenaufgang anzukommen. Sobald wir den Windschatten des Vulkans Mont Peleé auf Martinique verließen, kam die Amelija in Fahrt und wir passierten Dominica an seiner Ostseite, damit wir auf der Luvseite der Insel nicht in den nächsten Windschatten kamen.

Wir genossen zunächst einen wunderbaren Sonnenuntergang zwischen Martinique und Dominica und anschließend den faszinierenden Sternenhimmel. Die Überfahrt war in doppelter Hinsicht etwas besonderes für uns. Im Gegensatz zu den Tagen und Nächten auf dem Atlantik konnten wir beobachten wie sich die Inseln bzw. die Lichter von Dominica und den vorgelagerten Inseln Guadeloupes an uns vorbeischoben. Zum Anderen wurde uns bewusst, dass diese Nachtfahrt eine der letzten für uns auf der Amelija sein wird. Auf Guadeloupe würde uns nämlich schon bald der erste interessierte Käufer erwarten.

Aber stopp. Wieso wollen wir unser Boot verkaufen?

Es liegt nicht daran, dass uns das Boot nicht mehr gefällt oder wir uns nicht mehr gut verstehen. Im Gegenteil: uns gefällt die Amelija und die Reise nach wie vor bestens. Allerdings möchten Elias und Jan Moritz gerne ab dem nächsten Wintersemester ihr Studium beginnen und Jan nach einem Heimaturlaub alleine weiterreisen. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, die Saison in der Karibik noch zu nutzen und das Boot hier zu verkaufen. Wie wir bereits in einem vorherigen Artikel erwähnt haben, inserierten wir die Amelija im Internet und bekamen schon bald interessierte Antworten. Nach einem Videotelefonat entschied sich Christian, ein Interessent, uns auf Guadeloupe für eine Woche zu besuchen. Darüber freuten wir uns sehr und konnten es kaum erwarten Christian auf der Amelija zu begrüßen und eine Woche mit ihm segeln zu gehen.

Am nächsten Tag erreichten wir also Guadeloupe und ankerten gegen 14:00 Uhr bei der Hauptstadt Pointe-à-Pitre in der Nähe der Marina zwischen den Mangroven. In der Marina konnte man einfach mit dem Dinghi anlegen und einklarieren. Nach der Ankunft blieb uns jedoch nicht viel Zeit zum Erholen. Schon in zwei Tagen würde Christian auf Guadeloupe landen. Die Putzarbeiten am Boot waren zum Glück dann doch recht schnell erledigt und somit konnten wir am zweiten Tag einen Landgang machen und uns die Hauptstadt von Guadeloupe, Point-à-Pitre, anschauen. Während wir bisher vor allem die Sonne in der Karibik zu spüren bekommen hatten, bekamen wir hier oft einen warmen Regenschauer ab und freuten uns über den Schatten, den die Wolken mit sich brachten.

Am 22.3. war es schließlich soweit. Am Abend würden wir Christian persönlich kennenlernen. Wir gönnten uns sogar einen Marina-Aufenthalt. Unser Wassertank war sowieso leer und die Amelija freute sich sehr über eine gründliche Süßwasserdusche, obwohl sich darum die Regenschauer eigentlich schon gekümmert hatten. Mit Christian verbrachten wir einen schönen gemeinsamen ersten Abend.

Guadeloupe sieht ein wenig wie ein Schmetterling aus, mit Pointe-à-Pitre in der Mitte. Da wir nur eine Woche mit Christian hatten, wollten wir die Insel einmal halb umrunden und ihn anschließend wieder sehr zentral im Norden von Bord lassen. Am ersten vollen Tag mit Christian ging es nach einem kurzen Einkauf auch schon recht flott los. Die Marina war für uns ein wenig ungewöhlich, weil man von den Marineros mit einem Palstek an den Mooring-Bojen fest gemacht wurde. An die Mooring-Bojen kommt man wiederum nicht so einfach vom Boot ran und kann deshalb nicht so leicht ohne Hilfe ablegen. Nachdem wir einem Marinero auf seinem Motorboot zugerufen hatten, half er uns jedoch sofort und dann konnten wir auch schon los.

Eigentlich war unser Plan, nach Le Gosier zu segeln. Das ist ein netter Ankerplatz hinter einem Riff im Südosten von Pointe-à-Pitre. Doch wir merkten sehr schnell, dass die Fahrt zu kurz wäre und wir änderten unser Ziel auf Terre-de-Haut. Terre-de-Haut ist eine kleine Insel im Süden von Guadeloupe, die zu den „Saintes“ gehört und uns schon mehrfach empfohlen wurde. Bei leichtem Wind (10-15Knoten), kurzen Regenschauern und voller Besegelung kamen wir stetig dem Ziel näher. Doch dann kam es zu unserem ersten größeren Materialausfall der Reise. Das Großsegel riss. Unter dem Segelkopf zog sich ein Riss über die komplette Länge und so flatterten die beiden Teile voneinander getrennt umher. Wir holten das Segel herunter und schauten uns enttäuscht den Schaden an. Das Segel hatten wir ja, anders als die beiden anderen Segel, nicht erneuert und das gealterte Material hielt selbst dieser geringen Belastung nicht mehr stand. Der potentielle Käufer war zum Glück recht locker, denn er wusste auch vorher, dass das Segel nicht im besten Zustand gewesen war. Mit nur einem Vorsegel und dem Besansegel segelten wir nun etwas langsamer weiter nach Terre-de-Haut.

In der großen Bucht vor dem Ort ist das Ankern untersagt, dafür wurden viele Mooringbojen bereitgestellt und wir konnten noch eine freie Boje in der Nähe vom Land ergattern. Den Abend beendeten wir ganz gemütlich wie fast jeden weiteren Abend mit Christian: ein Kartenspiel und dazu eine Flasche Wein.

Den folgenden Tag starteten wir mit einem ausführlichen Landgang. Wir erkundeten den kleinen Ort, wanderten hoch zum Fort Napoléon und genossen ein leckeres Eis.

Gegen Mittag ging es noch weiter zur Nachbarinsel Terre-de-Bas. Da Christian natürlich die Amelija kennenlernen wollte, nahmen wir uns die Zeit und segelten einmal um die Insel, statt direkt die kurze Strecke zum Ankerspot. Der Ankerplatz lag etwas abgelegen, und wir teilten die Bucht nur mit vereinzelten anderen Segelbooten. Die Bucht war auch wieder schön zum Schnorcheln und unter unserem Boot tummelten sich die Schildkröten.

Den nächsten Segeltag starteten wir auch mit einer Schnorchelrunde, allerdings an einem ungewöhnlicheren Ort. Nur eine Meile entfernt lagen zwei kleine Inseln mit Riff, von dem wir uns ein schönes Schnorchelerlebnis versprachen. Wir ankerten mitten zwischen den Inseln, was wohl so merkwürdig aussah, dass wir von aufmerksamen Seglern angefunkt wurden, ob denn alles in Ordnung sei. Wir hatten uns nicht zu viel erhofft, denn unter Wasser erwartete uns eine prächtige Fülle an Korallen.

Nach dem kurzen Halt zum Schnorcheln ging es dann in den Westen von der Hauptinsel Guadeloupe in die Nähe von Pigeon Island. Auf dem Weg konnte Christian auch endlich Arnold, unsere zuverlässige Windfahnensteuerung kennenlernen. Leider kamen wir irgendwann in die Abdeckung der Insel, weshalb wir eher wenig Wind und unregelmäßige Böen hatten. Tapfer versuchten wir jeden Windhauch zu nutzen, doch ganz ohne Motor kamen wir nicht zum Ziel. Auch Pigeon Island war ein hervorragender Ort zum Schnorcheln, diesmal mit weniger Korallen, dafür umso mehr bunten Fischen. Um zur Insel zu gelangen, mussten wir ein längeres Stück mit dem Dinghi fahren. Leider fiel unser Motor auf der Rückfahrt zur Amelija aus und noch dazu hatten wir teilweise Windböen von 35 Knoten direkt von vorne. Doch bevor wir mit ersten Reparaturversuchen starten konnten, bot uns ein großer Katamaran an, uns bis zur Amelija zu schleppen. Wir wurden für den kurzen Weg herzlich auf dem Katamaran empfangen und stellten lustigerweise fest, dass der deutsche Skipper früher mit zwei Seglern zusammengearbeitet hat, die wir in Almerimar kennengelernt hatten. Ja, die Seglerwelt ist wirklich klein und man trifft sich immer wieder.

Die Ankerbucht am Ziel des nächsten Tages war schon etwas gefüllter und der Ort, Deshaies, auch größer. Dafür trafen wir gleich drei Boote wieder, die wir schon aus Almerimar kannten. So viel zum Thema kleine Seglercommunity.

Die letzten beiden Tage wurden wieder sehr klischeehaft „Karibiksegeln“. Es wurde viel gesegelt, geschnorchelt und wir ankerten vor einsamen Inseln im Norden Guadeloupes.

Am 29.3. erreichten wir Baie-Mahault, nördlich von Pointe-à-Pitre. Um dorthin zu kommen, mussten wir fast fünf Meilen durch enge Kanäle in einem großen Riff fahren. Durch diesen breiten Wellenschutz lagen wir in der Bucht wie auf einem Binnensee, das Boot schaukelte kein bisschen und die Mangroven spiegelten sich im glatten Wasser.

Christian war immer noch überzeugt von der Amelija und so unterschrieben wir den Kaufvertrag und gingen noch einmal gemeinsam Essen, bevor wir ihn verabschiedeten und er abends zum Flughafen fuhr.

Für uns war es eine echt schöne und aktive Woche mit Christian. Als Langfahrtsegler bleiben wir oft viele Tage bis sogar Wochen am selben Ort und gerade deshalb war es eine tolle Abwechslung mal wieder jeden Abend den Anker in einer neuen Bucht zu werfen. Das Segeln, aber vor allem die Kartenrunden und Unterhaltungen an den Abenden haben viel Spaß gemacht und wir sind schon gespannt, auf das nächste Treffen aka. die Übergabe der Amelija Ende Juni in Trinidad.

Von Baie-Mahault aus erkundeten wir noch zwei Tage lang die Insel. Guadeloupe hat zahlreiche Wasserfälle mitten im Dschungel zu bieten. Wir wanderten zu zwei davon und fanden im dichten Dschungel paradiesische Wasserfälle mit türkisblauen Wasserbecken vor, die zu einem erfrischenden Bad einluden.

Anfang April erwarteten wir auch schon wieder neuen Besuch. Jan Moritz Mutter und Schwester wollen zusammen mit ihm zehn Tage Urlaub auf Antigua verbringen. Das passte auch sehr gut in unseren Zeitplan und da Guadeloupe sehr viel günstiger anzufliegen ist, nahmen wir die Beiden abends am 1.4. mit an Bord. Die Überfahrt nach Antigua starteten wir am nächsten Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang und erwarteten zum späten Nachmittag in Jolly Harbour anzukommen.

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