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Wo ist der Dino?

25.09.22 – 03.10.22

Im Abendlicht lichten wir den Anker vor Formentera
Im Abendlicht lichten wir den Anker vor Formentera

Nach den schönen Wochen auf den balearischen Inseln war das spanische Festland unser nächstes Ziel. Während die Inseln den typischen Urlaubsvibe versprühten, erwarteten wir auf dem Festland endlich wieder normale Lebensmittelpreise, dafür würde die Suche nach einem Ankerplatz sicher nicht einfach werden.

Wir brachen am 24.9.22 nachts gegen 21 Uhr mit Cartagena als Ziel auf. Direkt nachdem der Anker gelichtet wurde, legten sich Jan und Elias schlafen, während Jan Moritz mit Keno die erste Schicht übernahm. Der Wind sollte erst mitten in der Nacht gut werden, aber der leichte Wind reichte aus, sodass die Segel gut standen.

Im Morgenlicht zeigt sich die bergige Küste Spaniens
Im Morgenlicht zeigt sich die bergige Küste Spaniens

Wie vorhergesagt nahm der Wind zu, sobald wir aus dem Windschatten der beiden Inseln Ibiza und Formentera kamen. Somit kam die Amelija in Fahrt, bis am nächsten Tag nur noch vereinzelte dunkle Wolken zwischen Flautenzonen genug Wind brachten, der uns näher zum Festland trug. In der zweiten Nacht frischte der Wind nochmal ordentlich auf, sodass wir unsere Segelfläche deutlich verkleinerten, bis wir nur noch mit der Fock auf Raumwindkurs auf den Wellen „surften“ und so auf der Welle neue Höchstgeschwindigkeiten von über 10 kn erreichten. So gelangten wir am nächsten Morgen die spektakuläre und bergige Küste Südspaniens und ankerten nach einem leckeren Frühstück vor Cartagena.

Wir befanden uns dort südlich von der Stadt Cartagena zwischen einem Badestrand und einem Militärgebiet. Da wir gerne außerhalb der beiden Zonen bleiben wollten, mussten wir entsprechend weit weg vom Strand ankern. Zum Glück kam der Wind vom Land, weshalb wir nur schwache Wellen hatten. Da der Kleber für unser Dingi 24 Stunden trocknen muss, flickten Keno und Elias erst einmal Lobster. Um danach an Land zu kommen, machten wir die Luftmatratze und unseren aufblasbaren Dino bereit. Auf der Luftmatratze konnte man gut zu dritt mit Rucksack sitzen und ans Land paddeln, während die vierte Person auf dem Dino hinterher schwamm. An Land legten wir die Sachen vor die Bar und machten uns dann auf den Weg in die Stadt. Auf dem Hinweg konnten wir uns ein paar Sehenswürdigkeiten anschauen, während wir auf dem Rückweg bei Lidl einkauften.

Auf dem Weg in die Stadt kamen wir an einer alten Bunkeranlage mit Ausblick auf die Bucht vorbei
Auf dem Weg in die Stadt kamen wir an einer alten Bunkeranlage mit Ausblick auf die Bucht vorbei

Als wir in der Dunkelheit den Strand erreichten, kamen uns die letzten Strandbesucher schon entgegen. Neben der Abwesenheit von Menschen fiel uns leider auch die Abwesenheit unserer Fortbewegungsmittel auf. Das war für uns natürlich erst einmal ein Schock. Wir suchten den Strand nach der Luftmatratze, dem Dino und der Paddel ab, waren jedoch leider nicht erfolgreich. Wir mussten also einen Schlachtplan schmieden. Wir hatten Einkäufe, Portmonees und Handys dabei, die wir trocken zur Amelija bringen wollten. So entschlossen wir uns dazu, dass Jan Moritz und Jan zum Boot schwimmen und die anderen Beiden mit Lobster abholen sollten. An Bord überprüften wir die Klebestellen von Lobster. Diese waren zwar noch keine 24 Stunden alt, für den Notfall sollte es hoffentlich noch reichen. Lobster wurde ins Wasser gelassen, der Motor wurde angebracht und Jan machte sich auf den Weg zum Strand. Dort konnte er die anderen Beiden dann auch abholen und erfolgreich wieder zur Amelija bringen. Am Ende der Fahrt hatten wir leider trotzdem ein wenig Wasser im Dingi. Wir wussten jedoch nicht, ob es von einer undichten Stelle oder dem spektakulären Einstieg am Strand kam.

Die Amelija in der Ankerbucht bei Cartagena
Die Amelija in der Ankerbucht bei Cartagena

Das Motto für den folgenden Tag war „Morgenstund hat Gold im Mund“. Elias, Jan Moritz und Keno wollten bereits früh am Morgen in die Stadt aufbrechen, während Jan sich lieber einen gemütlichen Morgen auf der Amelija machen wollte. Außerdem erwarteten wir abends weitere Verstärkung für unsere Crew. Judith, eine Freundin von Elias, wollte ein paar Tage mit uns segeln. Damit wir Lobster nicht überlasteten, brachte Jan die anderen in zwei Touren an Land. Während die erste Tour noch einigermaßen trocken verlief, musste in der zweiten Tour bereits durchgehend das Wasser aus dem Boot geschöpft werden. Es wurde neuer, guter Kleber unserer Einkaufsliste hinzugefügt. Während die drei an Land Cartagena unsicher machten, wollte Jan gegen Mittag dazustoßen. Leider wurde der Wind viel stärker und aufgrund eines Winddrehers kamen die Wellen in die Bucht, sodass diese direkt am Strand brachen. Es wäre bestimmt noch möglich gewesen mit Lobster irgendwie an Land zu fahren, da eine Rückfahrt so jedoch nicht sicher war, beschloss Jan erst einmal an Bord zu bleiben.

Das beeindruckende Amphitheater in Cartagena
Das beeindruckende Amphitheater in Cartagena
Hafen von Cartagena
Hafen von Cartagena

In Cartagena besichtigten die anderen drei die Innenstadt und das Amphitheater am Fuße eines kleinen Hügels mit Park. Die dort sehr gemütliche und ruhige Stimmung mit Blick auf das alte Amphitheater, sowie die ganze Stadt in der geschützten Bucht kontrastierte stark mit dem riesigen, mit Militärschiffen und U-Booten gefüllten Hafen.

Auf dem Weg zurück zur Amelija
Auf dem Weg zurück zur Amelija

Judith wurde abends vom Bahnhof abgeholt und gegen 23 Uhr erreichten die vier Landgänger wieder den Strand. Die Situation vor Ort sah jedoch genauso wie am Boot aus und ein Anlanden mit Lobster war unmöglich. Zu den Gegenständen, die schon am Vortag trocken bleiben mussten, kam nun auch noch der Rucksack von Judith hinzu. Wir entschieden uns nun, dass wir die Nacht im Hafen verbringen wollten, denn eine andere Möglichkeit gab es nicht, wenn wir mit trockenem Gepäck an Bord kommen wollten. Dies würde uns zumindest eine ruhige Nacht ermöglichen, da das Geschaukel bei den Wellen schon recht nervenzehrend wurde. Allerdings befanden sich alle bis auf Jan, der den Tag auf der in der Ankerbucht schaukelnden Amelija verbracht hatte, an Land. Deshalb mussten nun Elias und Jan Moritz die beliebte Rolle der Schwimmenden übernehmen, während Keno und Judith den langen Weg zu Fuß zum Hafen liefen, jeweils mit zwei schweren Rucksäcken voll mit Einkäufen beladen. Nachdem sich die beiden Schwimmer gegen Welle und Strömung zum Boot durchgeschlagen hatten, wurde die Amelija schnell abfahrbereit gemacht.

Für dir vier Seemeilen bis zur Marina, bei der wir uns schon angekündigt hatten, erwarteten wir eigentlich keine weiteren Ereignisse. Spektakulär wurde die Hafeneinfahrt dennoch, als das abendliche Feuerwerk in exakt dem Moment startete, an dem wir die Hafenmole passierten. Begleitet mit einem Feuerwerk liefen wir zum ersten Mal seit Palermo wieder in einer Marina ein. Dort konnte Judith zusammen mit Keno endlich trocken an Bord kommen. Nach einem Anlegeschnaps ging es gegen 2 Uhr auch endlich für alle in die Koje.

Die Amelija in der Marina von Cartagena
Die Amelija in der Marina von Cartagena

Trotz des anstrengenden Tages wollten wir nicht lange schlafen, denn wir wollten noch einmal ausreichend proviantieren. Den Luxus, den Einkauf zu Fuß statt mit Lobster an Bord zu bringen, wollten wir uns nicht entgehen lassen. Zudem wollten wir rechtzeitig ablegen, da wir eine lange Strecke geplant hatten. Als Tagesziel hatten wir einen Ankerplatz ausfindig gemacht, der gegen fast alle Richtungen komplett geschützt ist, bis auf eine enge Einfahrt im Süden der Bucht. Bis dahin mussten wir jedoch stark gegen den Wind kreuzen und vielen ankernden Tankern ausweichen. Außerdem fuhr relativ nah an uns ein Marine U-Boot vorbei.

Das U-Boot passierte uns so nah, dass wir sogar die uns zuwinkenden Offiziere erkennen konnten
Das U-Boot passierte uns so nah, dass wir sogar die uns zuwinkenden Offiziere erkennen konnten
Auch beim Sonnenuntergang kreuzen wir immer noch um die Containerschiffe herum und nähern uns langsam dem Ziel
Auch beim Sonnenuntergang kreuzten wir immer noch um die Containerschiffe herum und näherten uns langsam dem Ziel

Leider überschätzten wir den Wind und die Segeleigenschaften der Amelija beim Kreuzen, sodass es bereits stockdunkel war, als wir uns der Bucht näherten. Auch mit unserem Suchscheinwerfer konnten wir im Gebirgszug nur schwer einen Eingang erkennen. Da wir es zu naiv fanden, nur nach GPS bei brechenden Wellen durch die Engstelle zu manövrieren, entschieden wir uns dazu, den nächsten Hafen anzusteuern. Zudem kamen dort die Wellen aus südlicher Richtung, wodurch es in der Bucht vermutlich sowieso nicht ruhig geworden wäre. Unter Vollmond liefen wir Puerto Mazarrón an. Erneut kamen wir mitten in der Nacht an, durften diesmal dafür ausschlafen.

Für die nächsten beiden Tage wurde leider nur sehr schwacher Wind vorausgesagt, weshalb wir uns dazu entschlossen noch weitere zwei Nächte zu bleiben. Die Zeit nutzten wir um unter anderem unsere Genua zu flicken und den Boden von Lobster hoffentlich das letzte Mal neu zu verkleben.

Der Hafen von Mazarron
Der Hafen von Mazarron

Puerto Mazarrón ist eine kleine Stadt mit einem großen, eher erdigen als sandigen Strand. Der Ort ist wenig vom Tourismus geprägt. Es gibt zwar wenige Hotels, jedoch ist die Umgebung vor allem für ihren Gemüseanbau für Europa bekannt. Während unseres Aufenthalts war die Saison jedoch schon vorbei, weshalb schon ein Großteil der Geschäfte geschlossen waren und auch allgemein eher wenig los war. Die Tage in Puerto Mazarrón waren trotzdem sehr angenehm und auch mal eine schöne Abwechslung zum Ankerplatz-Alltag. 

Nach den ruhigen Tagen war unser nächstes Ziel Almerimar. Dort wollen wir noch die letzten Arbeiten vor dem Atlantik am Boot erledigen, zudem haben wir noch ein paar Investitionen für Amelija geplant.

Wir genossen noch die Ruhe beim Sonnenuntergang, bevor der Wind in der Nacht auffrischen sollte
Wir genossen die Ruhe beim Sonnenuntergang, bevor der Wind in der Nacht auffrischen sollte

Am 1.10. war das Wetterfenster sehr gut für die 120 sm nach Almerimar. Gegen Mittag verabschiedeten wir Judith, die weiter mit ihrem Rucksack durch Spanien reiste und setzten Kurs auf Almerimar. Am ersten Tag hatten wir nur sehr wenig Wind, der mit größer werdendem Abstand zur Küste erst in der Nacht stärker werden sollte. Wir genossen also noch den beeindruckenden Sonnenuntergang. In der Nacht nahm der Wind wie vorhergesagt zu. Daher segelten wir am nächsten Tag nur noch mit Besan und Genua dem Ziel entgegen. Bei dem Kap de Gata nahmen Wind und Wellen noch einmal zu, sodass wir nur noch unter Genua fuhren. Teilweise bekamen wir große Mengen Gischt im Cockpit ab, woraufhin sich ein Großteil der Crew im Saloon verzog.

Gegen Abend kamen wir schließlich vor Almerimar an. Da wir sowieso keine weitere Abendplanung hatten und eigentlich nur schlafen wollten, blieben wir noch eine Nacht vor Anker, um die Marinagebühr zu sparen. Zum Sonnenaufgang fuhren wir am nächsten Tag in die Marina Almerimar. Dort war es nun auch Zeit für Keno, um nach fast vier Wochen von Bord zu gehen.

Die Tage am Festland würden wir eher in die Kategorie „abenteuerlich“ eingruppieren. Keno war in der Zeit ein wichtiges Crewmitglied und es hat uns allen unheimlich viel Spaß mit ihm gemacht. Die Zeit ohne ihn wird sicher erst ungewohnt.

In Almerimar erwarteten uns noch einige ToDos. Wir wollten den günstigen Hafen mit sehr guter Infrastruktur für Segelboote nutzen, um die Amelija für den Atlantik vorzubereiten und weiter aufzurüsten, sodass wir bald in hohe See stechen können.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Saeko

    Danke euch für die sehr spannenden Geschichten rund um Lobster, Luftmatratze und Dino. Mensch ist irgendwie immer fast live dabei und freut sich mit euch über das happy End. Toll, wie ihr immer das Beste aus allen Situationen macht und auch mal schnell improvisiert: Eine sehr bezeichnende Eigenschaft für Segelnde. Wer sonst könnte zum Beispiel die ganzen Knoten erdacht haben, die in jeder Lage nützlich sind?! Und? Wer hat die erfunden???

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