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Westwärts durch das Mittelmeer

Normalerweise fahren wir nicht in Marinas, sondern verbringen die Nächte vor Anker. Glücklicherweise wurden wir von unseren letzten Gästen in eine Marina in Palermo eingeladen. Auch wenn die ausgewählte Marina nicht besonders gut war (beschränkte WC-Öffnungszeiten), nutzten wir die Ressourcen doch gut aus. Nachdem Jörg und Manfred uns verließen, fuhren wir dann weiter zu einem Ankerplatz auf der anderen Seite von Palermo, bei dem wir immerhin eine ganze Woche blieben.

Unser Ankerplatz direkt vor Palermo
Unser Ankerplatz direkt vor Palermo

Es standen noch einige Arbeiten auf unserer ToDo-Liste, die erledigt werden wollten. Unter anderem verlegten wir neue Kabel für den Kühlschrank, reparierten die Wasserpumpe und flickten erneut den Boiler. Dazu kommen dann immer noch einige Kleinigkeiten, die trotzdem viel Zeit in Anspruch nehmen. 

Der Weg vom Ankerplatz bis in die Innenstadt dauerte ungefähr eine Stunde. Es war zwar viel Lauferei und Schlepperei, dafür konnten wir umso mehr von der Stadt sehen und man hat auch viel Zeit an den weniger touristischen Plätzen verbracht. Außerdem freuten wir uns auch mal in Bewegung zu kommen und unsere Seglerbeine zu vertreten. Die Abendstunden nutzten wir zudem auch, um uns Palermo anzuschauen. Wenn wir dann zurück bei der Amelija waren, trafen wir uns abends mit unseren Ankernachbarn. Dies war ein deutsches Paar, das bereits seit acht Jahren auf Langfahrt ist und bei dem wir entsprechend viel lernen konnten.

Sightseeing in Palermo
Sightseeing in Palermo

Nach der Woche in Palermo machten wir uns langsam in Richtung Sardinien auf. Es war nur schwacher Wind vorausgesagt. Da es die darauffolgenden Tage jedoch nicht besser werden sollte und wir echt mal weiter wollten, segelten wir dennoch los. Wir hatten Gegenwind, der auch noch schwach war und da nachts fast kein Wind vorhergesagt war, ankerten wir nur ein paar Kilometer weiter in Sferracavallo. 

Aussicht am Ankerplatz bei Sferracavallo
Aussicht am Ankerplatz bei Sferracavallo

Der Wind sollte erst am nächsten Mittag wieder auffrischen. Unser geplantes, langes Frühstück wurde jedoch direkt von den Carabinieris (nationale Schutzpolizei) unterbrochen. Anscheinend sollten wir dort nicht ankern, weshalb wir zu einer Boje auf die andere Seite der Bucht wechselten. Nachdem wir dort in Ruhe das Frühstück beenden konnten und alles vorbereitet war, kam der Wind auch schon wieder und wir machten uns auf den Weg.

Da in der nächsten Nacht wieder Flaute angesagt war, planten wir noch einen letzten Stopp in Sizilien. Zur Dämmerung erreichten wir bereits San Vito Lo Capo, weshalb uns noch ein wenig Zeit blieb, den Ort zu erkunden.

Der Leuchtturm von San Vito am Nordwestlichsten Ort Siziliens
Der Leuchtturm von San Vito am nordwestlichsten Ort Siziliens

An dem Ort wurde uns mal wieder bewusst, dass wir einen komplett anderen Alltag als die meisten Menschen haben. Es war sehr viel los und erst nach längerer Zeit fiel uns auf, dass es Samstag war. Wochentage sind in unserem Alltag nicht mehr relevant, meist geht es nur darum, wie gut der Wind ist.

Am 28.8. setzten wir vom nordwestlichsten Punkt Siziliens Kurs auf den südöstlichsten Punkt Sardiniens. Die Windvorhersage war leider eher mittelmäßig, direkt zu Beginn war ein leichtes Gewitter vorhergesagt und danach sollte es nur noch schwachen Wind geben. Das Gewitter kam auch schon direkt in den ersten Stunden der Überfahrt. Es bildeten sich zwei Gewitterzellen. Wir machten den Motor an und versuchten dazwischen durchzufahren. Es wurde ein ziemlicher Zickzackkurs, der aber erfolgreich war. Als wir in der Mitte waren, sahen wir links und rechts Blitze (mehrere km entfernt), aber wir selbst waren glücklicherweise im Trockenen.

Nach einem kurzen Zickzackkurs vor der Front, durchquerten wir diese an einer ruhigen Stelle

Alles in allem war es nur eine Stunde Action, danach hatte sich der Wind schon wieder gelegt und wir dümpelten bei leichtem Wind in Richtung Sardinien. Den Rest der Überfahrt hatten wir viel Flaute und eher schwachen Wind. Wir nahmen oft die Segel herunter und bei den ersten Anzeichen von Wind zogen wir sie wieder hoch. Zum ersten Mal fuhren wir auf einer Überfahrt auch ein wenig unter Motor, nur um voranzukommen. Das Leben an Bord war entsprechend ruhig, wir haben viel gelesen und entspannt. Dank der Motoretappen hatten wir auch genug Strom, um den Autopiloten entsprechend viel zu nutzen. Am Ende des zweiten Tages kam endlich wieder Wind auf und wir konnten bei guter Fahrt unter Segeln den Sonnenuntergang auf dem Vordeck genießen und dabei mitten auf dem Mittelmeer mit weit und breit nur Wasser in Sicht einen Filmabend machen.

Drei Tage und 160 Seemeilen später kamen wir dann endlich in Villasimius in Sardinien an. Das Auswerfen der Angel hat sich gelohnt, wir fingen direkt vor Sardinien unseren ersten Fisch: eine 50cm lange Goldmakrele. Somit konnten wir die erste Zeit in Sardinien mit der Zubereitung der Makrele verbringen. Abends besorgten wir wieder frisches Obst und Gemüse im Ort, wir waren immerhin seit Palermo nicht mehr einkaufen.

Villasimius hatte zwar einen sehr ansprechenden Strand, der Ort war jedoch merkwürdig. Er wirkte sehr ausgestorben, obwohl die Straßen voller Touristen waren. Vielleicht bekamen wir diesen Eindruck durch das erstmals wieder trübe Wetter.

Erster Landgang auf Sardinien in Villasimius
Erster Landgang auf Sardinien in Villasimius

Den guten Wind nutzend starteten wir früh in den Tag, um die Bucht von Cagliari zu  durchqueren. Wir kamen abends im Dunkeln (mal wieder) in Chia an und verbrachten dort direkt zwei Nächte. Am nächsten Morgen erwartete uns ein flacher Sandstrand mit sehr klarem Wasser. Wir nutzten die Gelegenheit und stürzten uns gleich nach dem Aufstehen aus der Koje in das blaue Meer und verbrachten den weiteren Tag am Strand. Abends wurden wir trotzdem noch produktiv und flickten noch unsere riesige Stagreitergenua sowie unseren Dingi-Motor. Weiterhin nahmen wir noch die Maße unserer beiden Problemsegel (Genua und Besan) und forderten Angebote für neue Segel an.

Traumhafter Sandstrand bei Chia
Traumhafter Sandstrand bei Chia

Die Flucht vor den uns durchschaukelnden Wellen veranlasste uns am nächsten Morgen zu einem frühen Start zu unserem letzten sardinischen Ziel. Wie immer kamen wir nachts in Porto Pino an. Hier gab es auch einen langen Strand, wir verbrachten den darauffolgenden Tag im Wasser und waren noch kurz im Ort, um Besorgungen zu erledigen.


Gegen 16:00 Uhr holten wir aber auch schon wieder den Anker ein und begaben uns auf den Weg nach Spanien. Uns standen 200 Seemeilen nach Menorca bevor. Zum Glück war das Wetter wie vorhergesagt und wir kamen sehr gut voran. Nur in der letzten Nacht hatten wir Flaute, in der wir etwas nach Norden abdrifteten. Nach weniger als drei Tagen steuerten wir einen Ankerplatz im Naturhafen von Maó (Menorca) an. Der Ankerplatz war zwar schon recht voll und der Untergrund voller Seegras, dennoch konnten wir nach einigen Runden und Versuchen einen sicheren Halt für Amelija finden. Dabei unterstützten uns die umliegenden Langfahrtsegler mit Tipps, kamen anschließend zum Quatschen vorbei und luden uns direkt ein. Wie auch in der letzten Ankerbucht in Porto Pino, trafen wir hier erneut unsere Freunde aus Palermo wieder.

Einlaufen in die Ankerbucht auf Mallorca
Einlaufen in die Ankerbucht von Menorca

Die Überfahrt (Sardinien-Balearen) war sehr viel angenehmer als die erste Überfahrt (Sizilien-Sardinien). Obwohl die Strecke länger war, waren wir schneller am Ziel. Wir können uns allgemein gut damit abfinden, länger unterwegs zu sein. Wenn man jedoch stundenlang in der Flaute „herumschaukelt“ geht das doch irgendwann auf die Nerven. Wir freuen uns schon darauf irgendwann auf den Ozeanen mit beständigerem Wetter und vor allem Wind unterwegs zu sein.

Segeln bei tollem Wetter auf dem Mittelmeer

Wir waren jetzt genau einen Monat in Italien. Die meiste Zeit verbrachten wir natürlich auf dem Wasser (unter Segel oder vor Anker), weshalb wir Italien vor allem von der See sehen durften. Am besten gefielen uns dennoch die kleinen Ortschaften, in denen wir abends unterwegs waren, sowie die ersten richtigen Sandstrände unserer Reise. Ein weiteres Highlight war natürlich Stromboli, mit dem warmen schwarzen Sand, den weißen Häusern und dem aktiven Vulkan. Wir sind jetzt gespannt auf Spanien, wir drei waren zwar schon öfter in Spanien, aber natürlich noch nicht mit dem Segelboot. In den ersten Wochen steht Inselhopping auf den Balearen auf dem Plan, bis wir in Südspanien Amelija auf den Atlantik vorbereiten wollen. 

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. msk

    Wieder mal ein ganz toller Artikel über den weiteren Verlauf Eurer reise. Es ist schön, so an Euren Erlebnissen teilhaben zu können.

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