02.04.23 – 14.04.23
Zu Sonnenaufgang des 2. Aprils starteten wir aus der sehr ruhigen Bucht von Baie-Mahault bei Guadeloupe und machten uns auf den Weg zu der 52sm entfernten Insel Antigua. Dazu mussten wir zunächst etwa eine Stunde aus dem Riff herausmotoren. Mit dabei waren Anja und Anna Lina, Mutter und Schwester von Jan Moritz. Wir legten die Abfahrtszeit auf etwa 6 Uhr, also kurz nach Sonnenaufgang, fest, da uns ein relativ langer Tagestörn bevorstand und wir unbedingt vor Sonnenuntergang in der sehr flachen Bucht vor Jolly Harbour ankommen wollten. Denn in der Bucht sind in der Seekarte Tiefen von teilweise nur etwas mehr als 2 Metern verzeichnet. Bei einem Tiefgang von 1,80m bleibt dann nicht mehr allzu viel Wasser unter dem Kiel. Dazu kam, dass uns nicht die volle Segelkraft der Amelija zur Verfügung stand, da uns das Großsegel vor Guadeloupe aufgrund von Altersschwäche gerissen ist. Wir hatten aber Glück, der Wind blies stabil mit um die 20kn, sodass wir sowieso ohne Großsegel und nur mit Genua und Besan gesegelt wären. Somit segelten wir auf einem angenehmen Halbwindkurs bei maximal 2m Atlantikwellen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 5kn. Während über dem Heck Guadeloupe immer kleiner wurde, erschienen über dem Bug die Umrisse Antiguas.
Nach gut 10 Stunden auf See ankerten wir pünktlich zum Feierabend Nähe der Einklarierungsbehörde in Jolly Harbour, Antigua. Unsere Gäste, Anja und Anna Lina, hatten ihren ersten ganztägigen Törn geschafft. Als wir in die Bucht einliefen, knisterte schon das Funkgerät: „Amelija, Amelija, hier ist Avalon.” Schon in Deshaies auf Guadeloupe wurden wir gleich beim Ankermanöver so begrüßt. Die Avalon lag das erste Mal in Almerimar neben uns und seitdem erfreuen wir uns eines regelmäßigen Wiedersehens, in der Karibik immer eingeleitet durch einen Funkspruch bei unserem Einlaufen. Wir kochten noch schnell etwas und trafen uns dann zu einem Sundowner auf der Avalon.
Am darauffolgenden Tag brach unser Bürokratiebeauftragter Jan Moritz nach einem stärkenden Frühstück zum Einklarieren auf. Während das Einklarieren in Martinique und Guadeloupe eine Sache von fünf Minuten ist, muss man in Antigua schon mit zwei Stunden rechnen. Es kostet uns auch noch ein wenig mehr als nur Zeit. In Martinique und Guadeloupe mussten wir lediglich wenige Euros zahlen, wohingegen in Antigua und Barbuda 80EC$ (27€) nur zum Einklarieren auf der Rechnung standen.
Antigua und Barbuda sind zwei zusammengehörige Inseln im Norden der kleinen Antillen. Antigua, wohlgemerkt Antiga ausgesprochen, rühmt sich damit, 365 Strände zu haben. Somit könnten wir also ein Jahr lang jeden Tag einen neuen Strand genießen. Auch auf jedem Autokennzeichen steht: „Land of Sea and Sun“. Antigua zeichnet sich vor allem durch seine Vielzahl an weißen Sandstränden mit türkisblauem Meer und seiner atemberaubenden Unterwasserwelt aus, wie wir auch selbst erleben konnten.
In der Marina gab es wie so oft einen Dinghy-Steg, zu dem man aber fast eine Meile fahren muss. Hinter einer Landzunge des Jolly Beaches befand sich ein verzweigtes Wasserwegenetz, an dessen Ufern sich die Stege der zahlreichen privaten Ferienhäuser aneinanderreihten. Dank der freundlichen Unterstützung der Avalon fuhren wir gegen Mittag zu fünft und vollem Gepäck a Land. Jan Moritz und seine Familie verbrachten die nächsten Tage gemeinsam an Land, während Elias und Jan zu zweit die Insel mit der Amelija erkundeten.
Jolly Harbour besteht vor allem aus der großen Marina und den vielen Ferienanlagen. Diese und die Umgebung hatten wir schon am zweiten Tag ausreichend erkundet. An Karfreitag machten wir deshalb einen Tagesausflug zur Hauptstadt Saint Johns. Auch hier auf Antigua fahren auf den wenigen Hauptverkehrsstraßen zahlreiche Busse mit denen man für wenig Geld schnell von A nach B kommt. Die Busse sehen aber nicht aus wie wir es aus Deutschland kennen, sondern sind eine Art VW-Bus – Großraumautos. Aufgrund des Feiertages waren die Straßen jedoch sehr ausgestorben und die Stimmung etwas seltsam. Die Stadt hat leider keine besonderen Sehenswürdigkeiten zu bieten, dafür waren wir umso begeisterter von der Werbung. Die Werbung der ganzen Unternehmen und Leute wirkten sehr sarkastisch-lustig. Wir drücken dem Kandidaten „Cutie“ die Daumen für die nächste Bürgermeisterwahl.
Die folgenden Tage in Jolly Harbour waren regnerischer. Über die Insel zogen einige Wolken, die kürzere Schauer mit sich brachten. Aber das ist nicht verwunderlich, denn wir befinden uns schließlich in den Tropen. Trotzdem genossen wir ein paar gemütliche Tage unter Deck, ohne die heiße Sonne. Elias verbrachte einen Vormittag unter Wasser und genoss beim Tauchen ein paar wirklich schöne Riffe und eine Begegnung mit einer riesigen Schildkröte.
Als nächstes wollten wir nach English Harbour, doch obwohl die direkte Strecke nur 10 Meilen lang war, mussten wir gegen die Passatwinde zum weiter östlich gelegenen Ziel ankreuzen und brauchten somit deutlich mehr Zeit. Noch dazu kam, dass wir ohne Großsegel eine größere Portion Wind benötigen oder mit Genua und Besan nur schleppender vorankommen. Der Ankerplatz dort ist voller ankernder Boote ohne Ankerlicht und eine Einfahrt in der Nacht wird nicht empfohlen, weshalb wir gerne im Hellen ankommen wollten. Das schafften wir auch und pünktich zum Ankermanöver meldete sich im Funkgerät wieder die Avalon. Nicht nur Avalon wollte uns Willkommen heißen, sondern auch Jan Moritz war mit seiner Familie zufällig am Strand. Schnell ging es dann ins Dinghy und weiter an den Strand. Es war ein netter Zufall, Jan Moritz zu sehen, doch unsere Wege trennten sich wieder, denn wir wollten noch einen Landgang zum Hafen machen und die drei waren auf dem Weg zum Hotel. Im Hafen gab es viel zu sehen. Schon bei unserem Segeltörn nach English Harbour beobachteten wir einige Superyachten bei der Oyster Antigua Regatta und fanden die Yachten nun im Hafen wieder. Nachdem im März bereits die Superyacht Challenge und die sehr bekannte Antigua Classic Yacht Regatta stattgefunden hatten, stand wenige Tage später die Antigua Sailing Week kurz bevor, weshalb bereits viele Segelboote vor Ort waren.
Im Gegensatz zu Jolly Harbour gab es in English Harbour ein paar Sehenswürdigkeiten. Der Naturhafen war im 17. und 18. Jahrhundert von wichtiger, strategischer Bedeutung, weshalb noch einige alte Festungsanlagen und mit Nelsons Dockyard eine gut erhaltene, historische Hafenanlage zu sehen sind. Einige kleine Hügel boten eine schönen Ausblick auf die Buchten.
Für ein paar Tage machten wir schließlich noch einen Abstecher nach Green Island. Das ist eine kleine Insel an der Ostküste Antiguas. Bis auf ein kleines Restaurant und extra Bootssteg ist die Insel absolut unberührt und naturbelassen. Neben der Insel erwarteten uns einige traumhaft bunte Riffe zum Schnorcheln, tolles Wasser zum Baden. Jan Moritz kam mit Mutter und Schwester sogar für einen Nachmittag zum Schnorcheln vorbei. Deren Anfahrt aus Jolly Harbor zur Amelija wurde zwar zu einer mehrstündigen, aufregenden Odyssee, aber sie meinten trotzdem, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat.
Gemeinsam fuhren wir einige hundert Meter Richtung offenes Meer in die Nähe des Außenriffs. Dabei waren wir mit Schnorchel, Taucherbrille Flossen, GoPro und Dinghy-Anker ausgerüstet. Kurz vor dem Riff war es soweit, wir schmissen das erste mal auf unserer Reise den Dinghy-Anker und ankerten mit dem Beiboot in türkisblauem, kristallklaren und schultertiefen Wasser direkt neben dem Riff. Schnell zogen wir uns die Schnorchelausrüstung an und tauchten ein in die wunderbare Unterwasserwelt. Es erwartete uns eine Vielzahl von Korallen und anderen Unterwasserpflanzen in den verschiedensten Farben, Formen und Größen. Dazu kamen unterschiedliche kleinere Fische. All das hat uns sehr beeindruckt. Nach einer guten Stunde ging es dann wieder zurück.
Am 14.4. wollten wir wieder mit voller Besatzung (Crew+Gäste) nach Guadeloupe segeln, und somit ging es einen Tag vorher wieder nach English Harbour. Dort empfingen wir Jan Moritz, Anja und Anna Lina wieder an Bord. Jan Moritz hatte vorher schon ausklariert, weshalb unserer Abfahrt am nächsten Morgen nichts mehr im Wege stand. Antigua ist unsere nördlichste karibische Insel, die wir besuchen würden. Obwohl wir von unseren Segelfreunden super tolle Aufnahmen und Berichte von den noch nördlicher gelegenen Inseln bekamen, entschlossen wir uns wieder zurück in den Süden zu segeln. So haben wir noch genug Zeit um uns auch die südlicheren Karibikinseln mit ihren Vulkanen und dem tropischen Dschungel sowie die Inselwelt der Grenadinen anzusehen.