03.10.22 – 25.11.22
Nachdem wir fast die gesamte Strecke im Mittelmeer nun hinter uns hatten, stand der Atlantik bevor und damit auch ein paar Vorbereitungen, die an der Amelija vorgenommen werden mussten. Dazu bat sich der sehr günstige Hafen Almerimar an, der nicht nur eine hervorragende Infrastruktur von Nautic Shop bis zu verschiedenen Mechanikern und anderen Dienstleistern besaß, sondern auch Treffpunkt vieler Langfahrtsegler ist.
Wir planten also eine für uns relativ lange Zeit von etwa 3 Wochen in der Marina Almerimar ein. Es erwartete uns ein neuer Windpilot, eine neue Genua sowie ein Besansegel, die an das Hafenbüro geschickt werden sollten, sowie zahlreiche weitere ToDos.
Gleich zu Beginn unseres Aufenthaltes ließen wir unser Rigg professionell überprüfen. Wir erwarteten eigentlich, dass wir aufgrund des hohen Alters zumindest die Oberwanten austauschen sollten, als Ergebnis bescheinigten sie uns dennoch einen „exzellenten Zustand für das Alter“.
Neben den üblichen Reparatur- und Wartungsarbeiten am Boot, haben wir uns noch eine Windsteueranlage von der Firma Windpilot aus Hamburg bestellt. Bisher mussten wir die meiste Zeit selbst steuern, weil wir nicht genug Batteriekapazität für unseren Autopiloten haben. Da es bei längeren Etappen auf dem Atlantik kaum umsetzbar ist, alles per Hand zu steuern, mussten wir also entweder unseren Energiehaushalt deutlich erweitern oder eben einen Windpiloten anschaffen. Eine Windsteueranlage hat den Vorteil, dass kein Strom benötigt wird und sie damit unabhängig vom Bordnetz funktioniert. Spätestens bei der Atlantiküberquerung werden wir darauf bestimmt nicht verzichten wollen.
Unser Motor bekam ebenfalls etwas Pflege. Wir führten einen Ölwechsel durch, tauschten die Keilriemen und reinigten die Seewasserfilter. Lediglich beim korrekten Einstellen des Ventilspiels holten wir uns Unterstützung von einem ansässigen Mechatroniker.
Da unsere Winschen seit langem keine Wartung mehr bekommen hatten, stand auch dies auf unserem Plan. Wir schraubten unsere insgesamt 5 Winschen auseinander, befreiten sie von verklebtem, hartem Fett und Dreck. Mit frischen Federn ausgestattet und neu gefettet laufen die Winschen nun wieder wie geschmiert.
Leider ließen die Segel durch Lieferverzögerung länger als erwartet auf sich warten, sodass sich unser Aufenthalt letztendlich über mehr als 7 Wochen streckte. In der Zwischenzeit reparierten wir noch die Lazybags, um die neuen Segel ordentlich vor der Sonne schützen zu können.
Außerdem wollten wir noch einen Verklickerer von Windex installieren. Leider hatten wir auf dem Top unseres Mastes nicht mehr genug Platz neben der Antenne und des Anemometers. Als Lösung dieses Problems nieteten wir eine Inox-Platte an die Spitze des Großmastes. Jetzt haben wir unseren Windex vom Cockpit optimal in Sicht. Auf unserer ToDo-Liste standen noch sehr viele weitere, kleine ToDos (z.B. das Streichen der Holzelemente), die wir in Almerimar erledigten.
Während der Wartezeit auf unsere Segel beschlossen wir nach einigen Gesprächen mit anderen Seglern und Riggern, dass wir zumindest die Wanten und Stage unseres Großmastes erneuern sollten. In enger Zusammenarbeit mit dem Rigger tauschten wir sämtliche Drahtseile, die den Großmast halten, sowie die Wantenspanner aus. Anfangs sicherten wir den Mast mit zusätzlichen Fallen ab, die das Want, welches wir tauschten, ersetzten. Wir nahmen zuerst eines der Oberwanten ab und brachten dies als Vorlage zum Rigger. Sehr schnell konnten wir mit zwei neuen Wanten unterm Arm zurück zur Amelija laufen. Dort ging es für Elias wieder den Mast hinauf, ein Want wurde eingebaut, der Mast in die andere Richtung gesichert und dann das zweite Want eingebaut. Derselben Prozedur folgend waren nach den Oberwanten die vier Unterwanten an der Reihe, die den Mast auf halber Höhe jeweils nach vorne und hinten sichern. Leider wurde das Wetter von Tag zu Tag windiger, sodass beim Tauschen der Achterstagen und des Vorstags schon ordentlich viel Wind am Mast rüttelte. Die Arbeit im Masttop wurde dadurch keineswegs einfacher, doch trotzdem konnten wir nach knapp drei Tagen und unzähligen Klettereien auf den Mast unser neues, glänzendes Rigg bestaunen.
Die Zeit war aber natürlich nicht nur „Arbeit“. Fast jeder Segler auf dem Weg zu den Kanaren macht einen Stopp in Almerimar und auch zum Überwintern bietet sich der Hafen perfekt an. Außerdem gibt es einen hervorragend geführten Trans Ocean Stützpunkt mit Alex als super lieben Stützpunktleiterin. Durch sie organisiert gab es während unseres Aufenthalts ein TO Treffen mit nur deutschen Seglern im Hafen. Dadurch machten wir zahlreiche neue Bekanntschaften und verbrachten viele schöne Abende mit anderen Seglern und netten Gesprächen. Viele konnten uns mit ihrer jahrelangen Erfahrung und außerordentlichen Hilfsbereitschaft bei allen Problemen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Neben den regelmäßigen Sit-Ins mit den anderen Seglern vor Ort, nahmen wir uns in der zweiten Woche eine kleine Auszeit. Jan Moritz verbrachte einige Tage mit seiner Familie, die in der Nähe Urlaub machte. Währenddessen wanderte Elias für ein paar Tage in dem Sierra Nevada Nationalpark und Jan blieb in Almerimar zurück und verbrachte dort ein paar ruhige Tage. Uns fehlte oft Aktivität auf dem Wasser und da der Spot sich dafür sehr gut anbot, liehen sich Jan Moritz und Elias zweimal Windsurfequipment.
Durch den dortigen Segelverein konnten die beiden auch einmal Laser segeln, eine kleine Einpersonen Gleitjolle. Mal wieder etwas sportlicher auf dem Wasser unterwegs zu sein hat definitiv sehr viel Spaß gemacht und bot eine gute Abwechslung zum Langfahrtsegeln.
Mit dem Rigg waren zwar wirklich alle wichtigen Arbeiten getan und unsere To Do Liste wurde nur noch von wenigen Kleinigkeiten erhalten. Vor unserer Abreise wollten wir unbedingt das gesamte Boot mit Proviant vollladen, um möglichst lange von den hier günstigeren Lebensmitteln zu leben. Aktuell reisen wir also mit 75kg Nudeln, 50kg Reis, zahlreichen Konserven und vielem mehr durch die Gegend. Wie das beim Segeln aber so ist, konnten wir nicht sofort aufbrechen, schließlich müssen wir uns immer nach Wind und Wetter richten.
Um die Wartezeit trotzdem zu genießen mieteten wir uns an unserem letzten Wochenende mit zwei anderen Seglern ein Auto und verbrachten den ersten Tag in Granada. Wir schlenderten durch die vielen kleinen Gassen und genossen die hervorragende Aussicht auf die Alhambra. An den darauffolgenden Tagen wanderten wir gemeinsam durch die Sierra Nevada. Eigentlich rechneten wir damit, dass uns diese Reise nur in warme Gegenden führen würde und wir höchstens mal eine leichte Jacke tragen würden. Doch während wir immer höher in die Berge fuhren, sanken die Temperaturen auf unter Null und wir liefen den ganzen Tag durch schneebedeckte Landschaft. Durch die Kälte abgeschreckt wählten wir für den zweiten Wandertag eine Route in niedrigeren Höhen. Der Rundweg verlief durch eine abenteuerliche Schlucht und über Hängebrücken, bis er dann am sonnigen Hang über der Schlucht mit herrlicher Aussicht zurückführte.
Nach zehn Tagen des Wartens wehte endlich der ersehnte Ostwind. Obwohl wir schon lange auf glühenden Kohlen saßen und endlich weiter gen Westen wollten, fiel es uns ein wenig schwer Almerimar auf Wiedersehen zu sagen. Wir freuen uns trotzdem auf die weitere Reise und unseren nächsten Halt in Gibraltar.
Wieder mal ein sehr interessanter Beitrag mit tollen Fotos. Das Titelfoto hat es mir besonders angetan. Spannend auch die ganzen Mastkletteraktionen. Es freut mich das Ihr dort so viele Freunde gefunden habt und Euch mit andren Seglern austauschen konntet. Da war sicher eine spannende Zeit. Jetzt wünsche ich guten Wind für die Weiterreise.
Danke! Wir haben die Zeit in Almerimar auch sehr genossen, obwohl sich durch das ein oder andere unser Reiseplan verzögert hat.
Sehr schöne Bilder habt ihr gemacht! Fein, dass Ihr so eine gute Zeit habt. Ich wünsche Euch bald den guten Wind und weiterhin interessante Begegnungen mit Gleichgesinnten!
Danke 🙂
Hallo ich habe Euren Bericht gelesen. Es freut mich, dass Ihr alles so gut erledigt. Ich werde Euch weiterhin verfolgen und wünsche Euch eine gute Reise.
Liebe Grüße von Karin und Bernd