05.07.22 – 24.07.22
Bevor unsere große Reise losgehen konnte, gab es noch einiges zu tun. Für Arbeiten am Unterwasserschiff musste die Amelija unbedingt noch einmal aus dem Wasser gehoben werden, weshalb wir am 5.7. in der Marina Dalmacija in Sukošan ankamen. In der Wartezeit am Kran nutzten wir die Nähe zu einem großen Supermarkt und proviantierten ordentlich.
Gegen Mittag war es so weit. Die Amelija wurde aus dem Wasser gehoben und mit dem Kärcher von jeglichem Bewuchs am Unterwasserschiff befreit. Und dann stand unsere Amelija schon an Land und wirkte plötzlich viel größer. Ein mulmiges Gefühl kam auf, als wir an Land auf einem Boot standen, das nur von ein paar Stelzen gehalten wurde. Richtiges Vertrauen in die Stabilität konnten wir nie gewinnen, so ein Boot ist ja auch eigentlich zum Schwimmen ausgelegt. Unsere ellenlange ToDo Liste sollte uns in der nächsten Woche beschäftigt halten und uns zu Stammkunden im Nautic Shop um die Ecke machen. Leider schien die Liste mit jedem gestrichenen Punkt um mehrere Punkte länger zu werden.
Bevor wir selbst mit dem Arbeiten beginnen konnten, holten wir uns die Meinung der Profis ein. Ein scharfer Blick der in der Marina ansässigen Dienstleister konnte uns aufatmen lassen. Der Riss im Kiel war nur in einer sowieso zu dick laminierten Schicht und bedurfte keiner Reparation, genau wie das Kühlsystem des Motors. Das sparte uns einiges an Stress und Geld und rückblickend hätten diese Arbeiten unseren vorgesehenen Zeitplan gesprengt. Lediglich das Wellenlager ließen wir professionell austauschen.
Eines der wichtigsten ToDos auf unserer Liste war der neue Unterwasseranstrich, denn das konnten wir nur in unserer begrenzten Zeit auf dem Trockendock erledigen. Dabei folgten wir dem Rat der Experten vom Vortag und schliffen zuerst das gesamte Unterwasserschiff an. Danach trugen wir auf die abgeplatzten Stellen einen Primer auf, um den Rumpf zu versiegeln. Nach diesem Arbeitsschritt war die Amelija ein einziger Flickenteppich in Panzertape Optik. Um das Antifouling, den Bewuchsschutz, aufzutragen, warfen wir uns in unsere professionelle Schutzkleidung, bestehend aus Taucherbrillen, FFP2-Masken, zugeschnittenen Bettlaken und Mülltüten für die Hände. Trotz der eher unpraktischen Bekleidung glänzte der Rumpf zwei Schichten Antifouling später in einem schönen navyblau. Auch die Schraube bekam von uns einen schützenden Anstrich und neue Opferanoden. Den Teil des Rumpfes über der Wasserlinie reinigten und polierten wir, das Heck lackierten wir neu und um das Ganze abzurunden wurde endlich der neue Name aufgeklebt.
Damit waren die Arbeiten aber noch längst nicht geschafft. Wir erneuerten das Seeventil in unserer Nasszelle, über das der Zufluss von Seewasser in die Toilette gesteuert wird. Wir verbanden unsere beiden Ankerketten zu stolzen 90m. Wir reinigten die Bilge und unseren Wassertank. Wir rüsteten jegliche Beleuchtung auf LED um. Wir begaben uns auf Fehlersuche, um herauszufinden warum unsere Ankerwinsch nicht funktionierte. Wir erledigten hier und da alle erdenklichen Kleinigkeiten und es nahm und nahm kein Ende. Nebenher wurde das immer noch bestehende Chaos der Ersatzteile hin und her geräumt und irgendwann endlich aufgeräumt. Am Anfang der Arbeiten wurden wir zum Glück tatkräftig von unseren Familien unterstützt und verpflegt.
In der Zeit auf dem Trockendock wurden wir nicht nur an Wissen über unser Boot reicher, sondern auch an einem Dingi, getauft auf den Namen LobSTAR.Gerade rechtzeitig waren wir nach einer Woche Trockendock wieder bereit, die Amelija dem Meer zu übergeben. Noch schnell ein paar letzte Pinselstriche, bereits in den Seilen des Krans hängend, und dann schwamm sie schon wieder. Bevor wir wieder in die uns schon bekannte Ankerbucht fuhren, tankten wir noch einmal Wasser und Sprit voll. Am Abend in der Ankerbucht wähnten wir uns in falscher Freude über die ganzen erledigten Dinge und wollten nach einer ausgiebigen Pause in der Hängematte mal eben die Leine von unserem Unterliekstrecker tauschen. Kurz gesagt war das dann doch keine so kurze Aktion, die, mit Stirnlampen ausgerüstet, wenigstens noch am selben Abend abgeschlossen werden konnte.
Obwohl wir uns eigentlich schon final von Sukošan verabschiedet hatten, mussten wir am nächsten Tag noch einmal rüber segeln. Schon bei der kurzen Strecke von drei Seemeilen war die Freude groß, denn der neue Unterwasseranstrich zeigte sich deutlich in unserer höheren Geschwindigkeit. Direkt neben der Marina gibt es eine Bucht, in der wir für ein paar Stunden ankern wollten, um den reparierten Motor für unsere Ankerwinsch abzuholen und einzubauen. Aus den wenigen Stunden wurden Tage. Wir mussten feststellen, dass unsere Bilge voll mit Wasser stand. Zum Glück war nach kurzer Zeit klar, dass es sich um Süßwasser handelte, das aus unserem Boiler tropfte. Hier kam lange zusätzliche Arbeit auf uns zu, denn wir mussten den Boiler für die Reparatur komplett ausbauen. Das Loch war zum Glück leicht zu finden und wir waren in der Lage es selbst ausreichend zu flicken. Beim Einbauen des Boilers und Anschließen der Pumpen fiel uns ein loses Kabel auf, das wir trotz unserer vorgenommenen Markierung nicht zuordnen konnten. Es ist unglaublich, wie viel Grübeln ein einziges Kabel kosten kann. Nach stundenlangem Testen, Denken und kurzzeitigem kompletten Ausfall der Süßwasserpumpe triumphierten wir endlich mit einer eigentlich sehr nahe liegenden Lösung.
Fast schon zur Entspannung zogen wir zwischendurch eine neue Reffleine an unserem Großsegel ein und verbesserten das gesamte Reffsystem. Unser Versuch den Dingimotor wieder zum Laufen zu bringen scheiterte leider, doch wenigstens konnten wir dabei etwas über den Aufbau eines 2-Takters mitnehmen.
Weil Elias das Boot für eine Woche verlassen musste, um noch ein paar wichtige Dinge in Deutschland zu erledigen, segelten wir mit Rekordgeschwindigkeit nördlich nach Zadar. Während seiner Abwesenheit waren Jan und Jan Moritz unverändert fleißig und kümmerten sich um diverse Bürokratie und Ersatzteile, einen neuen Fäkalientank und seine Anschlüsse und stockten unsere Energieversorgung mit einem neuen Solarpanel auf.
Rückblickend sind wir insgeheim ein bisschen froh, über die zahlreichen kaputten Dinge, denn nur durch Reparaturen lernt man sein Boot richtig kennen. Wir haben unglaublich viel lernen können, viel essenzielles Wissen gesammelt und sind jetzt bestens auf unsere Langfahrt vorbereitet.
Danke, dass ihr uns über euren Blog mit auf die Reise nehmt! Die Beiträge sind schön und kurzweilig geschrieben und machen Vorfreude für den nächsten Beitrag. Man hat das Gefühl, als wäre man Teil der Crew. Wir freuen uns schon auf die nächsten Berichte und Bilder von eurem Segelabenteuer.
Eva und Manfred